Kruse und Kramer spielen woanders Champions League
Zwei Säulen brechen weg
von Marc Basten

Letztes Jahr in der Sommerpause war die Serie mit „Bereit für Europa 2.0?“ überschrieben, dieses Mal heißt sie folgerichtig „Bereit für die Champions League?“. Den Anfang machen zwei Spieler, die für Borussia in der Königsklasse nicht mehr relevant sind.

Viel ist in den letzten Wochen über die Abgänge von Max Kruse und Christoph Kramer gesagt und geschrieben worden. Die Frage „Bereit für die Champions League?“ müssen in ihrem Fall andere beantworten. Gelegenheit, ihre Fähigkeiten in der Königsklasse unter Beweis zu stellen, erhalten beide in Wolfsburg bzw. Leverkusen.

Gleichfalls ist unbestreitbar, dass Borussia Mönchengladbach – losgelöst von kommenden Verpflichtungen – mit den beiden Qualität einbüßt. Zwei Jahre trugen Kruse und Kramer das Trikot mit der Raute und von Beginn an waren sie wichtig, entwickelten sich weiter und wurden zu tragenden Säulen. Die nun wegbrechen.

Max Kruse hat als Gladbacher zwar die Weltmeisterschaft verpasst, ansonsten verliefen die 24 Monate am Niederrhein für ihn herausragend. So gut, dass er sich mit nun 27 Jahren auf dem Höhepunkt wähnen kann. Aktueller Nationalspieler, Spitzenverdiener bei einem finanziell und professionell erstklassigen Klub sowie mit dem Vertrag seines Lebens ausgestattet – Max Kruse hat es geschafft.

Für Borussia war Kruse nicht nur ein bedeutsamer Torschütze (11 Ligatreffer) und Vorbereiter (9 Assists in der BL), sondern auch ein eiskalter Elfmeterschütze in Liga (3) und Pokal (2). Als ‚spielender‘ Stürmer, der weite Wege ging, sich fallen ließ und auf die Flügel auswich, war er ein Garant für das funktionierende Offensivspiel der Fohlen. Vom Fußballverständnis her war Kruse herausragend.

Auch Kruses Kumpel Christoph Kramer wird man in Gladbach vermissen. Sein märchenhafter Aufstieg vom Zweitligaspieler zum Weltmeister wurde zur Genüge erzählt. Was da alles auf den immer noch erst 24-Jährigen hereingeprasselt ist, lässt einen auch im Nachhinein zusammenzucken. Es ist nur logisch, dass der Hype nicht spurlos an ihm vorübergegangen ist.

In der Hinrunde trug Kramer sichtlich die Bürde des Weltmeisters mit sich herum. Doch als seine Zukunft mit der vertragsgemäßen Rückkehr nach Leverkusen im Winter geklärt war, kündigte er für die Rückrunde den Turnaround an und fokussierte sich wieder vollends auf den Fußball. Es spricht für die Klasse des Christoph Kramer, wie er in seinem letzten halben Jahr in Mönchengladbach spielte. Nämlich so exzellent, dass er auf der Doppelsechs neben Granit Xhaka als alternativlos galt.

Als die Rotation mit dem Ausscheiden aus der Europa League endete, ging – bis auf wenige Ausnahmen – kein Weg an Max Kruse und Christoph Kramer vorbei. Beide waren Basisspieler von enormer Bedeutung für das Gesamtkonstrukt. Dass sie Borussia verlassen, ist ein Verlust. Nicht, dass es unmöglich ist, das aufzufangen. Keineswegs. Doch in einer Welt, in der Fußball ein Wunschkonzert wäre, könnte man sich Kruse und Kramer gut im Champions-League-Trikot von Borussia vorstellen. Die Frage, ob Gladbach „bereit für die Champions League“ sei, ließe sich dann etwas leichter beantworten.

torfabrik.de



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