Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 4:1 (2:1)
Starke Mannschaftsleistung

Der Sieg gegen Eintracht Frankfurt war ein echter Mannschaftserfolg. Durch kollektiv gute Arbeit wurden die Ausfälle ausgezeichnet kompensiert, gemeinsam erarbeitete und erspielte man sich ein solches Übergewicht, dass Frankfurt dem nichts entgegen setzen konnte.

Marc-André ter Stegen: Fußballerisch mit viel Licht und einmal Schatten. Klasse u.a. sein Heber nach einem etwas kritischen Zuspiel von Korb. Dagegen leitete sein Fehlpass in die Füße von Aigner den zwischenzeitlichen Ausgleich ein. Und auch wenn es eigenartig klingen mag, war das Gegentor ein Glück für den Keeper. Denn eigentlich wollte der Schiedsrichter beim Klärungsversuch von ter Stegen gegen Kadlec auf Elfmeter entscheiden, was wohl gleichzeitig eine Rote Karte für eine Notbremse nach sich gezogen hätte. Doch weil Aigner einnetzte und der Unparteiische auf Vorteil entschied, kam ter Stegen um die Strafe herum. Im weiteren Verlauf der Partie gewohnt sicher bei den wenigen Prüfungen. Herausragend der Reflex im kurzen Eck gegen den Kadlec-Kopfball kurz vor dem Pausenpfiff. Note 3,0.

Julian Korb: Ein erstaunliches Startelfdebüt. In den ersten Minuten ging er verständlicherweise etwas auf Nummer sicher, fand sich aber schnell zurecht und schaltete sich wie selbstverständlich in die Offensive ein. Korb war sehr beweglich und schnell auf den Beinen. Vor allem aber war er imponierend ruhig am Ball. Er traf keine überhasteten Entscheidungen und wirkte sehr reif. In der Abwehrarbeit aufmerksam, lediglich beim Gegentor einen Tick zu vorsichtig gegen Meier. Kurz nach der Pause mit einem mutigen Distanzschuss und schließlich ebnete er Herrmann nach Blitzdoppelpass den Weg zur Vorbereitung des letzten Tores. Respekt für diesen Auftritt, wobei abzuwarten bleibt, wie Korb reagiert, wenn er defensiv mehr gefordert wird. Note 2,5.

Tony Jantschke: Auf der ungewohnten Position als Innenverteidiger beeindruckte Jantschke mit seiner Ruhe. Schon nach 30 Sekunden griff er bei einem Steilpass hervorragend ein und klärte mit seinem ausgezeichneten Stellungsspiel vor allem in der Schlusssequenz einige Male in höchster Not. Fast immer stimmte sein Timing wenn es galt, in den Zweikampf oder das Luftduell zu gehen. Nur beim Ausgleichstor kam Meier an ihm vorbei und Jantschke schließlich zu spät. Aufmerksam schob er sich immer wieder auf die rechte Seite und unterstützte Korb. Ein Pluspunkt war die Sauberkeit seiner Pässe und die Besonnenheit mit der er spielte, ohne dass dies zu Lasten des Tempos ging. Nach Brouwers verletzungsbedingter Auswechslung übernahm er die Kapitänsbinde. Note 2,0.

Roel Brouwers: Es wäre ein Feiertag für den Niederländer gewesen, wenn er sich nicht diese ärgerliche Verletzung zugezogen hätte, die ihn nun für Wochen außer Gefecht setzt. Den unerwarteten Aufstieg vom schon abgeschriebenen Auslaufmodell zum Spielführer und Abwehrchef hätte Brouwers ruhig noch etwas auskosten dürfen. Auch mit einem neuen Nebenmann sehr souverän, immer wieder korrekt eingreifend, saubere Pässe spielend und ebenso saubere Zweikämpfe führend. Nur einmal spielte er ein wenig „mit dem Feuer“, was aber glimpflich verlief. Wirklich schade, dass er jetzt pausieren muss. Note 2,5.

Oscar Wendt: Der beste Borusse an diesem Spieltag. Sehr sicher und zugleich kreativ, wenn er unter Druck gesetzt wurde. Der Schwede fand stets die geeigneten Lösungen. Das war besonders bemerkenswert, weil er zeitweise von Arango ziemlich allein gelassen wurde und sich gleichzeitig mit Rode und dem nachrückenden Jung herumschlagen musste. Doch Wendt löste das gut und wählte zudem die richtigen Momente, um sich vorne einzuschalten. Das ging alles pfeilschnell und zielgerichtet. Stark der Doppelpass mit Raffael, die anschließende Ballmitnahme und der entschlossene Knaller zum 2:1. Wendt strotzte nur so vor Selbstvertrauen und Tatendrang. Lediglich ein wichtiges Kopfballduell verlor er und bei einem Einwurf rutschte ihm der Ball durch die Finger. Letzteres war angesichts der teilweise sintflutartigen Regenfälle zu verzeihen. Unter dem Strich war es eindeutig der Abend des Oskar Wendt. Note 1,5.

Christoph Kramer: Das „Arbeitstier“ im defensiven Mittelfeld, das nicht nur beißt, sondern auch richtig gut Fußball spielt. Hervorragend, wie er sich nach Ballannahmen dreht und das Spiel fortsetzt. So auch vor dem 4:1, als er das Geschehen auf rechts verlagerte. Trieb einige Male mit raumgreifenden Schritten den Ball nach vorne. Er weiß wo er hinmuss und trifft fast nie eine falsche Entscheidung. So lief er sich kaum fest, sondern bewegte sich mit Ball intuitiv immer in den freien Raum, egal wie energisch er angegriffen wurde. Unglaublich, dass er in der Schlussphase noch die Energie für einen Sololauf bis tief in den Strafraum hatte. Lediglich sein überflüssiges Foulspiel kurz vor der Halbzeit, das einen Freistoß aus gefährlicher Position zur Folge hatte, war zu bemängeln. Dass er wieder der laufstärkste Akteur auf dem Platz war, ist nicht überraschend. Note 2,5.

Granit Xhaka: Wird immer mehr zu einem Fixpunkt im Gladbacher Spiel. Sehr aktiv, der Akteur mit den meisten Ballkontakten in der Partie. Xhaka spielte viele präzise und feste Pässe, was direkt den nötigen Zug in die Angriffe brachte. Wechselte sich mit Kramer gut ab wenn es darum ging, sich zwischen die Innenverteidiger fallen zu lassen um das Spiel aufzubauen. Aber auch zur Hilfestellung rückte Xhaka gut ein, wenn es nötig wurde. Vorne mit einem tollen Rechtsschuss, der nur ganz knapp flach am Tor vorbei ging. Und am Ende fehlte bei seinem Distanzschuss nicht viel zum 5:1. In der Schlussphase unterliefen ihm zwei, drei Leichtsinnigkeiten, die letztlich jedoch folgenlos blieben. Note 2,5.

Patrick Herrmann: Zog einige Male direkt nach vorne und versuchte es mit schnellen Abschlüssen. Auch wenn die zunächst nicht gelangen, war sein Tatendrang lobenswert. Er brachte sich mehrfach in gute Position, traf allerdings öfters die falsche Entscheidung. Dennoch war das eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber den Vorwochen. Das Tor schien eine echte Erlösung für ihn, die Vorarbeit und Vorlage zum 4:1 war die Folge. Sein wieder gefundenes Selbstvertrauen kann er nun gerne auch in Hamburg an den Tag legen. Note 3,0.

Juan Arango: Sorgte mit seinem Klasse-Freistoß für das 1:0 und war darüber hinaus bei einigen sehenswerten Angriffen involviert. Über weite Strecken nahm er am Zirkulationsfußball teil, ohne zu glänzen oder herauszuragen. Defensiv war Arango vor allem in der ersten Halbzeit sehr nachlässig, ja fast schon fahrlässig. Mehr als einmal brachte er Wendt in die Zwickmühle, weil er Jung einfach durchlaufen ließ. Das war inakzeptabel und es dürfte in der Halbzeit einen entsprechenden Hinweis gegeben haben, denn im zweiten Durchgang war Arango deutlich aufmerksamer. Note 3,5.

Raffael: Zeigte wieder einmal seine tolle Technik, besonders beim Pass auf Wendt zum 2:1 und bei seinem eigenem Treffer. Der Abschluss war weitaus schwieriger, als es auf den ersten Blick erschien. Der Brasilianer hatte wie gewohnt seine Aktionen, dennoch blieb der Eindruck, dass er sich noch mehr zeigen könnte. Bei abfallenden Bällen wirkte er nicht gallig genug, in manchen Aktionen fehlte die nötige Entschlossenheit, sich zu behaupten. Trotz eines großen Laufpensums und einem Tor sowie einem Assist sah es so aus, als ob Raffael die Handbremse nicht komplett gelöst hätte. Note 3,0.

Max Kruse: Gab im Spielerkreis vor dem Anpfiff lautstarke Kommandos und legte los, als ob er Frankfurt in den ersten Minuten alleine zur Strecke bringen wollte. Er rackerte und ackerte und stellte die Defensivspieler der Gäste vor große Probleme. Weil er ständig unterwegs war, rochierte und sich fallen ließ, war er kaum greifbar oder nur durch Foul zu bremsen. So holte er den Freistoß zum 1:0 heraus. Selbst wenn seinen Zuspielen oft der letzte Zentimeter an Präzision fehlte und er selbst nicht traf, war er ungemein wertvoll. Das zeigte auch der Assist zum vorentscheidenden 3:1, den er mit unbedingtem Willen und etwas Glück erzwang. Note 2,5.

Thorben Marx: Nach der Verletzung von Brouwers sprang er für die letzten 12 Minuten als Innenverteidiger ein. Das löste er routiniert und ohne Probleme, wobei Frankfurt kaum noch ernsthafte Gegenwehr zeigte. Ohne Note.

Amin Younes: Kam für Raffael und ging nach Arangos Herausnahme auf dessen Position. Das Spiel war gelaufen, Younes probierte ein paar Dribblings. Ohne Note.

Luuk de Jong: Füllwechsel für die letzten vier Minuten mit drei Ballkontakten. Ohne Note.

torfabrik.de

Zuletzt bearbeitet von Fohle4Jever; 30/10/2013 09:14.

Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!