Enttäuschung und Trotz nach dem Aus
»Die bessere Mannschaft ist ausgeschieden«
von Marc Basten, Jan van Leeuwen und Niklas Kirchhofer

Mit einer Mischung aus Enttäuschung und Trotz stapften die Protagonisten nach dem 2:3 gegen Sevilla durch die Katakomben des Borussia-Parks. Der vorerst letzte Europapokalabend hatte es in sich.

Es sollte ein »unvergesslicher Abend« werden, hatte Sportdirektor Max Eberl im Vorfeld des Rückspiels gegen Sevilla gefordert. Nach den 90 Minuten bei strömenden Regen im Borussia-Park steht fest, dass Eberls Forderung erfüllt wurde. Trotz des Ausscheidens war es ein toller und emotionaler Europapokalabend.

»Es war ein gutes Spiel von uns«, sagte Lucien Favre. »Wir waren in beiden Partien die spielerisch bessere Mannschaft«. Und doch stehen die Borussen am Ende mit leeren Händen da.

Der Schweizer verwies nochmals auf das Hinspiel, wo ein überflüssiges Gegentor und die mangelnde Chancenverwertung eine bessere Ausgangsposition kosteten. Dazu kam der extrem unglückliche Auftakt im Rückspiel, als Sevilla beim ersten Angriff durch ein halbes (oder ganzes) Eigentor von Martin Stranzl in Führung ging.

Ärger über die unsportlichen Spanier

Die Borussen bewiesen Moral, glichen durch Xhaka aus und ließen sich auch vom erneuten Gegentor nicht aus der Bahn werfen. Hazard fand die schnelle Antwort und aus dem eigentlich erwarteten Geduldsspiel war ein rasanter Euro-Fight geworden. »Wir haben viel nach vorne gespielt, Risiko genommen und Torchancen kreiert«, sagte Favre. »Ich war überzeugt, dass alles möglich war. Wenn wir das 3:2 machen, bin ich mir sicher, dass wir es geschafft hätten«.

Sevilla wehrte sich - mit allen Mitteln. Und brachte im Borussia-Park alle auf die Palme. »Ich habe eigentlich keinen Bock über Sevilla zu sprechen«, murrte Granit Xhaka »Zeitspiel, sich fallen zu lassen und laut zu schreien - das kennen wir in Deutschland nicht«. »Ich habe keine Spieler, die immer Theater machen«, sagte Favre. »Das hasse ich«.

Xhakas Platzverweis war der Genickbruch

Gleichwohl profitierten die Spanier von ihren Mätzchen. »Mag sein, dass das einige clever nennen«, sagte Christoph Kramer. »Für mich ist das nicht clever, sondern unsportlich. Ich könnte nicht so spielen«. Statt auf die linke Tour, versuchten es die Borussen mit einem nimmermüden Sturmlauf. »Es war vielleicht ein bisschen zu offensiv«, meinte Kramer. »Aber das Tor lag immer in der Luft und eigentlich hätten wir einen Elfmeter bekommen müssen«.

Der Schiedsrichter pfiff weder Foul noch Handspiel, zeigte jedoch Granit Xhaka kurz darauf die Gelb-Rote Karte. Der Schweizer war schon verwarnt, wenn auch zu unrecht. »Granit sieht Gelb für nichts«, ärgerte sich Martin Stranzl. »Nur weil einer von denen zu Boden geht«. Die Aktion zum Platzverweis war allerdings komplett unnötig. Xhaka traf den Spanier am Fuß, dabei war der schon außerhalb des Spielfelds. »Ich springe hoch und lande auf seinem Fuß - das war keine Gelbe Karte«, verteidigte sich Xhaka. Die Fernsehbilder zeigen etwas anderes - Xhaka war schlichtweg unbeherrscht.

»Wir müssen daraus lernen«

Schon vorher war die Spielausrichtung der Borussen hochriskant, in Unterzahl war sie komplettes Harakiri. »Ich spiele ungern so hoch«, bekannte Tony Jantschke. »Das ist eigentlich nicht unsere Art. Trotzdem Kompliment, wie wir es hingekriegt haben«. Der Mut der Borussen wurde jedoch nicht belohnt. Just in dem Moment, als Favre mit den offensiven Wechseln die Schlussoffensive einläuten wollte, setzte Sevilla in Überzahl den entscheidenden Konter zu 2:3.

Damit war das Spiel und gleichzeitig die Europatour 2014/2015 für Borussia gelaufen. Der Applaus von den Rängen unterstrich, dass die Gladbacher den Wettbewerb mit hoch erhobenem Kopf verlassen können. »Die bessere Mannschaft ist heute ausgeschieden«, sagte Granit Xhaka. »Wir sind enorm viel gelaufen, hatten fast 75% effizienten Ballbesitz gegen Sevilla - insgesamt bin ich sehr positiv«, ergänzte Lucien Favre.

»Wir müssen daraus lernen, die Konzentration über 90 Minuten zu halten - das ist eine Qualität«, so Favre weiter. Zunächst geht es darum, sich auf das Spiel gegen Paderborn am Sonntag zu fokussieren. »Wir sind Dritter und das wollen wir uns nicht mehr nehmen lassen«, sagte Max Kruse. »Die Euro-League ist abgehakt«. Und dennoch war es ein Abend, der nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird.

torfabrik.de


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