GLÜCKLICHE BORUSSEN NACH SIEG IN STUTTGART
»Drei Punkte im Sack, das zählt am Ende«
01.02.2015 10:52 von Andreas Plum

Borussia Mönchengladbach ist der Rückrundenauftakt geglückt. Doch der knappe 1:0-Sieg beim VfB Stuttgart war am Ende genauso knapp, wie es das Ergebnis aussagt. Denn besonders in der Schlussphase wurde es brenzlig. Doch unter dem Strich ging der Dreier für die Borussen in Ordnung. So schaute man hinterher in zufriedene Gesichter der Protagonisten.

Als Schiedsrichter Dingert die Partie in der Mercedes-Benz-Arena nach 94 Minuten abgepfiffen hatte, pustete Lucien Favre erst einmal tief durch. Gerade hatte seine Mannschaft in Stuttgart den ersten Dreier eingefahren. Doch besonders in der Schlussphase geriet der überaus erfolgreiche Start in die zweite Halbserie noch einmal ins Wanken. Da warf der VfB alles nach vorne und drückte auf den Ausgleich.

In der Nachspielzeit hämmerte Georg Niedermeier die Kugel aus kurzer Distanz zunächst an die Unterkante der Latte, ehe Tonty Jantschke den Rebound von der Linie kratze. Da waren sich die Borussen dann auch in der Nachbetrachtung einig, dass man zweifelsohne von Glück sprechen konnte, dass die Schwaben nicht in buchstäblich letzter Sekunde zum Ausgleich gelangten. »Beinahe wäre das Spiel in der Schlussphase noch einmal gekippt, deswegen freut man sich umso mehr, wenn dann der Schlusspfiff ertönt«, zeigte sich nicht ‚nur’ Christoph Kramer erleichtert.

»Wenn der Ball in der Nachspielzeit eingeschlagen wäre und wir nur mit einem Punkt die Heimreise angetreten wären, wäre das sehr bitter gewesen, weil wir meiner Meinung nach fast über 90 Minuten die Partie bestimmt haben«, sagte Max Kruse, der in Stuttgart sein 50. Bundesligaspiel für die Borussen absolvierte. »Aber zum Glück ging das Ding an die Latte, so können wir uns über ein gewonnenes Spiel freuen«.

Starke Anfangsphase

Die Borussen hatten also auch das nötige Quäntchen Glück. Und ein solches erarbeitet sich eben auch der Tüchtige und kommt zustande, wenn man sich in der Tabellenregion befindet, dort steht, in der die Borussen momentan stehen. Allerdings hätte man die Glückgöttin derart gar nicht herausfordern müssen, hätte man die zahlreichen guten Möglichkeiten in der ersten Halbzeit genutzt. Da bestimmten die Borussen die Partie und suchten mit Ruhe und Köpfchen die Offensive. »In den ersten 25 bis 30 Minuten haben wir das Spiel kontrolliert«, sagte Lucien Favre.

Aus dieser Überlegenheit mit mehr Ballbesitz resultierten dann in den ersten Minuten gleich fünf Ecken, nach denen es gut und gerne hätte bereits klingeln können, ja wenn nicht sogar müssen. »Wir haben sehr gut begonnen, hatten in der Anfangsphase viele Chancen nach Ecken, doch leider haben wir das Tor nicht gemacht«, haderte Fabian Johnson, der auf dem linken Flügel den Vorzug vor Thorgan Hazard bekommen hatte.

Schleifende Zügel nach 30 Minuten

»Da hätten wir für die Entscheidung sorgen müssen«, wusste Kruse. Doch stattdessen gaben die Borussen nach einer halben Stunde das Heft aus der Hand und ließen den VfB somit Struktur in ihr Spiel bringen. »Ab Mitte der ersten Hälfte haben wir durch individuelle Abspielfehler den Gegner wieder aufgebaut«, musste Martin Stranzl eingestehen. Zu dieser Phase war »Stuttgart immer gefährlich und hätte bei Kontern ein Tor erzielen können«, meinte Lucien Favre.

Dazu kam es dann Gott sei Dank nicht. Nach dem Seitenwechsel war es ein überschaubares Niveau, bei dem sowohl die Borussen als auch die Schwaben großes Risiko scheuten. Allerdings ließen sich die Borussen nicht aus der Reserve locken, sondern bewahrten kühlen Kopf und lauerten. »Nach der Pause wollten wir defensiv disziplinierter agieren und in keinen Konter mehr laufen«, verriet Favre seinen Matchplan für die zweiten 45 Minuten.

»Konter eiskalt genutzt«

»Der Platz war sehr tief, deswegen mussten wir nach der Pause das Tempo ein wenig herausnehmen«, erklärte Stranzl. »Da waren wir sehr geduldig und haben auf den richtigen Moment gewartet«.

Und genau dieser ergab sich dann 19 Minuten vor Schluss. »Unser Tor ist dann sogar aus einem eigenen Konter heraus entstanden, das haben wir sehr gut gemacht«, freute sich Favre. Branimir Hrgota war es, der auf der linken Seite den Turbo zündete und genau im richtigen Moment diagonal ins Zentrum auf Herrmann passte. Der Flügelflitzer behielt die Nerven und versenkte die Kugel mit einem satten Schuss für VfB-Keeper Ulreich unhaltbar in den Maschen. »Da haben wir einen super Konter gefahren, strahlte der Torschütze.«Für mich persönlich war es natürlich schön, zu treffen«.

»Den einen Konter haben wir eiskalt zum 1:0 genutzt«, freute sich Stranzl. Genau das zeichnet dann auch eine Mannschaft aus, die in der Tabelle oben mit dabei ist und Qualitäten hat.

»Drei Punkte im Sack«

Dass es dann bei diesem einem Tor bleiben sollte und die Borussen auf der anderen Seite keines mehr fressen sollten, hatte dann eben auch mit dem nötigen Quäntchen Glück zu tun. »Am Ende hatten wir natürlich das nötige Quäntchen Glück, doch über 90 Minuten gesehen ist der Sieg meiner Meinung nach verdient«, meinte Johnson.

»Hätten wir diese Chance nicht genutzt, wer weiß, wie es ausgegangen wäre, denn auch die Stuttgarter hatten noch ihre Chancen«, sagte Favre. »Am Ende haben Details den Unterschied gemacht, das ist manchmal im Fußball so«.

»Ein perfektes Spiel war es sicherlich nicht«, musste Kruse zugeben. »Doch wir haben die drei Punkte im Sack, und das ist das, was am Ende zählt«.

Und die waren bzw. sind gerade für das Selbstvertrauen und mit Blick auf die kommenden Aufgaben von großer Bedeutung, wie Max Kruse zu berichten wusste: »Ein gelungener Start in die Rückrunde war sehr wichtig, aber es folgen noch 16 weitere wichtige Partien«, so der Jubilar. Am Dienstag wartet mit dem SC Freiburg die nächste schwere Aufgabe auf uns, darauf legen wir jetzt den Fokus«.

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