Mainz 05 vor wichtigen Weichenstellungen Fußball-Zweitligist hat bewegtes Jahr hinter sich und ein spannendes Frühjahr vor Augen
Vom 22.12.2007
Furiose Aufholjagd in der Ersten Liga, doch es reichte nicht. Nun der Aufstiegsrang in der Zweiten Fußball-Bundesliga. Ein ereignisreiches Jahr geht für Mainz 05 zu Ende.
Von
Lutz Eberhard
Der 1. FSV Mainz 05 hat ein bewegtes Jahr hinter sich gebracht. Vor zwölf Monaten herrschte am Bruchweg tiefe sportliche Depression. Nach einer katastrophalen Hinrunde war die Erste Liga schon verspielt. Das Wintertrainingslager sorgte für die Wende, mit Mohamed Zidan und Leon Andreasen wurde dem Team neues Leben eingehaucht - es folgte eine furiose Aufholjagd - die "mission possible" war mit Leben erfüllt. Es reichte dennoch nicht, denn Niederlagen gegen Aachen und Leverkusen oder auch Wolfsburg bedeuteten unter dem Strich den Abstieg aus der Bundesliga.
Viele rechneten nun mit dem Abschied von Trainer Jürgen Klopp, doch der 40-Jährige blieb seinem Klub treu. Überraschend, aber auch logisch, trotz vielfältiger Möglichkeiten für einen Karrieresprung. Klopp ist mehr als ein Trainer für diesen Fußballklub, beeinflusst entscheidend die Zukunft, hat unantastbaren Kultstatus bei den 05-Fans.
Die Hinrunde der Zweitligasaison 2007/08 hätte für die Nullfünfer nicht wellenförmiger verlaufen können. Verletzungssorgen, kleiner Kader, der dritte Torwart muss ran. In 17 Vorrundenspielen hatten die Mainzer 16 Mal die Chance zum Sieg. Im Schlussspurt sorgten überzeugende Erfolge über Alemannia Aachen und zu Hause gegen den 1. FC Köln für einen zweiten Tabellenplatz, der lange unerreichbar schien. Das 0:1 auf St. Pauli im finalen Spiel dieses emotionsgeladenen Jahres holte Mannschaft und Fans auf den Boden der Realität zurück, für den so erhoffen Wiederaufstieg muss weiter hart gearbeitet werden. Bisher war Klopp weit entfernt von einer Wunschaufstellung, wie er sie vielleicht im Juli angedacht hatte. Elkin Soto könnte ein wichtiger "Neuzugang" nach der Winterpause sein, wenn er gesund bleibt.
Die Partien gegen die Mitaufstiegskandidaten muss Mainz auswärts führen - in Mönchengladbach, Freiburg, Köln und München. Wenigstens die "geliebten" Fürther kommen ins Bruchweg-Stadion und auch Hoffenheim, dazu die Derbys gegen den SV Wehen Wiesbaden und 1. FC Kaiserslautern. Ob die letzten vier Spieltage ein Vorteil oder eine Last werden? Drei Mal zu Hause, gegen den FCK, Alemannia Aachen und St. Pauli plus der Auftritt beim 1. FC Köln.
Es steht einiges auf dem Spiel für den Bruchweg-Klub, der wirtschaftlich besser dasteht als je zuvor. Bei den personellen Entscheidungen abseits des Rasens droht allerdings die Gefahr, dass das stabile Gebilde Mainz 05 ins Wanken gerät. Es geht um Jürgen Klopp, dessen weitere Anwesenheit über die Tätigkeit als Trainer hinaus Sinn macht, auch nach dann fast acht Jahren. Natürlich ist der 40-Jährige nicht unfehlbar in seinem Tun, aber er arbeitet wesentlich besser und planvoller als viele seiner Kollegen. Christian Heidel macht sich ebenfalls Gedanken, kann jederzeit bei einem anderen Klub anheuern. Das "Mainzer Modell" wird in Fußball-Deutschland aufmerksam verfolgt. Die Protagonisten sind begehrt, Marketingchef Klaus Drach wurde schon abgeworben. Fest steht: Mainz 05 könnte einen gemeinsamen Abgang von Klopp und Heidel nur schwer verkraften.
Die Stadiondiskussion ist in einer Stadt wie Mainz schwierig. Fastnacht, Kultur - dann lange nichts, bevor der Sport kommt, das geht nicht nur Fußballern so. Schon vor Jahren wurde politisches Porzellan in der Standortfrage für ein Stadion zerschlagen, die Zugehörigkeit von 05ern wie Präsident Harald Strutz und Stadionsprecher Klaus Hafner zum Stadtrat entpuppte sich nicht als Vorteil. Zudem entsteht so gut wie kein öffentlicher Druck durch die Fans. Bisweilen entsteht der Eindruck, die 05-Verantwortlichen kämpfen alleine um die neue Spielstätte.
Mainz 05 kann im Frühjahr 2008 nur durch sportlich überzeugende Leistungen positiv an der Zukunft des Klubs basteln. Deshalb wären frühestmögliche Antworten auf die Trainer- und Manager-Frage von großem Vorteil. Die Stärke der Nullfünfer lag in der Vergangenheit nicht nur im Willen und der Leidenschaft auf dem Spielfeld begründet, sondern auch in der Ruhe und Kontinuität, gepaart mit wirtschaftlich solider Arbeit. Präsident Harald Strutz und sein Vorstand müssen klare Lösungen für vier Aufgaben bis zum März 2008 finden: Stadion, Manager, Trainer und Aufstieg - in dieser Reihenfolge.
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