Von Lager-Koller nichts zu spüren" Jürgen Klopp von zehn Tagen in Costa Ballena begeistert / Lob an die Jungspunde
Vom 19.01.2008
Die Zweitliga-Fußballer des FSV Mainz 05 haben wieder heimischen Boden unter den Füßen. Nach zehn Tagen in Costa Ballena an der spanischen Atlantikküste, nach neun Trainingseinheiten auf dem Platz, nach drei Strandläufen und nach zwei Testspielen wurde am späten Freitagabend kurz vor Mitternacht das diesjährige Wintertrainingslager zu den Akten gelegt.
Von
Roland Hessel
Um es vorweg zu nehmen: Es war ein Trainingslager, das auf Tiefen, auf Tiefpunkte gar, gänzlich verzichtet hat. Und das 05-Trainer Jürgen Klopp nahezu in Begeisterung versetzte. "Generell muss ich sagen, dass ich wirklich sehr entspannt bin. Ich bin zu 90, 95 Prozent zufrieden mit dem Ablauf hier. Wir haben konzentriert gearbeitet. Die Mannschaft hat sich im Hotel sensationell verhalten, aber auch untereinander. Von einem Lager-Koller war nichts zu spüren", bilanzierte der 40-Jährige, dem
05er in Spanien
es seine Spieler in der Tat mehr als leicht gemacht haben in den Tagen in Andalusien. "Ich glaube, dass die Batterien der Jungs bis hierhin ordentlich geladen wurden", so Klopp. "Wir sind hier definitiv einen Schritt weitergekommen."
Natürlich seien die Voraussetzungen gerade im Vergleich zum vergangenen Winter auch um einiges leichter gewesen, gibt der Mainzer Trainer zu. Vor genau einem Jahr war die "Mission possible" ins Leben gerufen worden, die den nach der katastrophalen Hinrunde drohenden Abstieg aus der Bundesliga noch abwenden sollte. "Damals habe ich noch rund 70 Einzelgespräche und mindestens genauso viele Teamgespräche führen müssen", versuchte Klopp mit einer Übertreibung deutlich zu machen, was den großen Unterschied ausmacht. "Diesmal fanden die Gespräche alle auf dem Platz statt. Und sie waren kurz." Für ihn, den Trainer des derzeitigen Tabellenzweiten der Zweiten Liga, sei ein viel leichteres Arbeiten möglich gewesen. "Die Stimmung sollte sich immer an den Tatsachen orientieren. Hätte ich der Mannschaft während des Trainingslagers die Hölle heiß gemacht, hätte sie mir das doch nicht abgenommen."
Kein Neuanfang, keine Neuorientierung waren diesmal das Ziel. Sondern: "Dieses Jahr geht es darum, unser selbstbewusstes Auftreten, das wir bisher demonstriert haben, auch mit in die Rückrunde zu nehmen", unterstrich Klopp. "Ich habe den Jungs vor dem Trainingslager gesagt, dass ich sehr zufrieden bin mit dem gesamten Kader. Jetzt haben sie mir das Vertrauen zurückgegeben." Und die Akteure hätten sich noch mehr zu einer Gemeinschaft gefunden. "Wir haben es den Spielern selbst überlassen, den nötigen Teamgeist zu erarbeiten. Das hat sich gut entwickelt."
Von Friede, Freude, Eierkuchen will der Mainzer Trainer indes freilich nichts wissen. "Die Leidenschaft war richtig gut, da war richtig Feuer drin", betonte Klopp. Den Beleg für diese These lieferte das abschließende Trainingsspiel, bei dem es noch einmal hitzig wurde (siehe unten stehenden Bericht "Svensson muss..."). "Frieden auf dem Platz gab es nicht, so sind meine Spieler nicht gestrickt. Die stehen unter Strom, die Einheiten waren wahrlich nicht zu harmonisch. Aber: Man hat immer gespürt, dass die Jungs zusammen gehören." Was, so der Trainer weiter, vor allem auch den Jungspunden zu verdanken war. Fabian Liesenfeld, Roman Neustädter und Josip Landeka, aber auch die beiden Torhüter Rainer Adolf und Daniel Davari - allesamt noch ohne Zweitliga-Einsatz - seien "extrem für das Trainingsniveau verantwortlich" gewesen. "Die Talente haben die Messlatte relativ hoch gelegt."
An diesem Samstag dürften die Profis nun ausspannen. Die nächste Trainingseinheit am Bruchwegstadion ist für Sonntagnachmittag terminiert. "Zu Hause beginnt jetzt die spezielle Vorbereitung auf das Koblenz-Spiel", sagte Jürgen Klopp. "Wir haben noch viel zu tun." Gleich zwei Highlights werden dabei in der kommenden Woche für Abwechslung sorgen. "Das sind super attraktive Gegner", freut sich auch der Trainer auf die Tests gegen den amtierenden Meister VfB Stuttgart (Mittwoch, 19 Uhr) und den überraschend starken Erstliga-Aufsteiger Karlsruher SC (Samstag, 26. Januar, 14 Uhr/beide Bruchweg). "Gerade für die jungen Spieler sind solche Partien echt spannend."
Gegen die beiden Hochkarätiger soll also für den Rückrunden-Feinschliff gesorgt werden. "Wir müssen natürlich sehen, wer uns für das Koblenz-Spiel zur Verfügung steht", betonte Klopp, der zugibt, dass "wir beim Auftakt ein bis zwei Problemchen haben." Schließlich werden Nikolce Noveski (Rotsperre) und Felix Borja (Gelbsperre) definitiv nicht zur Verfügung stehen. Ob Miroslav Karhan (siehe unten stehenden Beitrag: "Karhan konsultiert...") wieder oder Tim Hoogland und Elkin Soto schon zur Verfügung stehen werden, ist indes nicht sicher.
Auch die Möglichkeiten, dem Mittelfeldspiel mit einer Raute mehr Struktur zu verpassen, waren in Spanien eher begrenzt, weil Chadli Amri, der für die Position hinter den Spitzen vorgesehen war, nur bedingt einsatzfähig war. "Die Raute hatten wir aber für Koblenz sowieso nicht richtig auf dem Plan", wiegelte Klopp ab. Fakt sei jedenfalls, und dies ist der positivste Aspekt des spanischen Aufenthaltes: "Wäre morgen ein Punktspiel, würden wir vieles hinkriegen." Aber es bleiben ja noch zwei Wochen Zeit, bevor das Unternehmen Wiederaufstieg in Angriff genommen wird...
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