Jens Lothar Hessel vom Fanclub "Catweazle" will Traditionsaufbau vermeiden
Vom 04.04.2008
Von
Michael Heinze
Nein, als Lokalderby würde Jens Lothar Hessel die sonntägliche Zweitliga-Partie zwischen den Mainzer und Wiesbadener Fußballern nicht bezeichnen. "Ein Derby ist für mich das Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern", macht der Vorsitzende des 05-Fanklubs "Catweazle" deutlich. "Gegen den SV Wehen-Wiesbaden, das ist ein Nachbarschaftsduell, weil die Tradition erst wachsen muss." Wobei Hessel weder hofft noch davon ausgeht, dass sich diese Tradition so schnell entwickeln wird. "Da ich nicht glaube, dass Wehen mit in die Erste Liga aufsteigt, hätte ich nichts dagegen, wenn das für längere Zeit das einzige Gastspiel des SVW in Mainz sein wird." Dass sich beide Klubs in der kommenden Runde in Liga zwei wieder sehen, wünscht sich der 34-Jährige auf jeden Fall nicht. "Irgendwann muss die Durststrecke ja beendet sein."
Vom dreitägigen Kurztrainingslager in der Sportschule Grünberg verspricht sich Hessel einiges. "So etwas hat ja schon in der Vergangenheit hin und wieder den Erfolg zurückgebracht." Das Manko beim Fußballsportverein in den zurückliegenden Wochen aus seiner Sicht: Zu wenige 05-Kicker schöpfen ihr Potenzial aus. Als Beispiel führt der Heidesheimer Felix Borja an. "Man hat in der Vorrunde ja gesehen, dass er durchaus Tore schießen kann. Ich denke, Borja läuft da vorne von Anfang bis Ende. Aber momentan fehlt es einfach an Zuspielen aus dem Mittelfeld." Das "Känguru" bekomme die Pille zu selten in den Fuß gespielt. Zu oft segele die Kugel zu hoch in den 16er. Zwar sei Borja kein schlechter Kopfballspieler. "Aber in der Luft kann man die Bälle eben nicht so gut annehmen." Fest steht für Hessel, dass der Profi aus Ecuador noch das eine oder andere Tor erzielen wird bis zum Saisonfinale am 18. Mai gegen den FC St. Pauli.
Wenig Positives fällt Hessel ein, wenn man ihn auf Isaac Boakye anspricht. "Der hat mit Sicherheit die Erwartungen nicht erfüllt. Borja und Boakye harmonieren nicht." Große Hoffnungen setzt der Mittdreißiger, der seit der Gründung am 9. September 1996 Chef der 25 "Catweazles" ist, in die Comebacks von Elkin Soto und vor allem Petr Ruman. Der Kolumbianer und der Tscheche sollen für die Wende sorgen. "Was mir auffällt ist, dass in unmittelbarer Nähe des gegnerischen 16ers selten Freistöße für uns gepfiffen werden", so Hessel. "Soto und Ruman gehen in Eins-gegen-Eins-Situationen und suchen die Zweikämpfe. Wenn sie gefoult werden, könnte Daniel Gunkel auch mal aus 18 Metern zum Freistoß antreten - und müsste nicht aus 30 Metern schießen."
Die drei Ex-05er Christian Hock, Sandro Schwarz und Uwe Stöver, die am Sonntag an den Bruchweg zurückkehren, hat Hessel ("Wehen ist für mich ein Verein wie jeder andere") noch alle selbst kicken sehen. "Hock war sicherlich ein echter Nullfünfer, der immer gekämpft hat", sinniert der Heidesheimer, der sein täglich Brot als Amtscontroller im Mainzer Bürgeramt verdient. "Stöver war in seiner 05-Zeit viel verletzt - und Schwarz hat nicht immer so erfolgreich gespielt." Der Abgang des heutigen SVW-Kapitäns habe keinen riesigen Verlust an spielerischer Qualität bedeutet.
"Ich denke, wir zittern uns zu einem 1:0-Erfolg", wagt Hessel zum Schluss noch eine Prognose. "Das reicht mir voll und ganz." Worauf es ankommen wird? "Wir müssen einfach so spielen wie gegen Hoffenheim. Wehen ist nicht so stark wie 1899 und wenn wir genauso kämpfen, dann machen wir auch das nötige Tor." Die Vision des Kommunalbeamten: "Ruman gibt sein Comeback - sei es auch nur für zehn Minuten - und macht kurz nach seiner Einwechslung als Joker das entscheidende Ding."
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