Zwei Ex-Verletzte

Der Mainzer Dimo Wache und der Karlsruher Markus Miller kehren in einem Spiel zurück in den Kasten
VON JAN CHRISTIAN MÜLLER

Zwei kräftige Kerle trafen sich nach dem 1:1 im Testspiel zwischen Mainz 05 und dem Karlsruher SC recht gut gelaunt am Mittelkreis und tauschten ein paar Worte aus: Dimo Wache, der Torwart des Zweitligisten, und Markus Miller, der Keeper des Bundesliga-Überraschungsteams. Denn die Begegnung vor 4000 Zuschauern war für Beide alles andere als ein ganz normales Fußballspiel. Wache, 34, hatte zuletzt im August beim 0:3 in Fürth zwischen den Pfosten gestanden, ehe er im Training eine schwere Schulterverletzung erlitt und unters Messer musste. Miller, 25, hatte sich im Oktober in Rostock einen Riss des hinteren Kreuzbandes zugezogen - und auf eine Operation verzichtet.

Auch wenn der Karlsruher den 0:1-Rückstand durch den Mainzer Neuzugang aus Wolfsburg, Isaac Boakye, verschuldete, als er einen Weitschuss von Daniel Gunkel nicht festhalten konnte - Miller darf davon ausgehen, dass er drei Monate nach seinem schlimmen Zusammenprall mit dem Rostocker Viktor Agali schon wieder in der Bundesliga Bälle fängt. Schmerzen im Knie verspürt er nicht mehr, "dafür tut mir die Ferse weh, und außerdem komme ich langsam in ein Alter, wo auch die Hüfte und der Rücken schon mal zwacken können." Weshalb Miller Mitte der zweiten Halbzeit plötzlich Rumpfbeugen am Elfmeterpunkt exerzierte. Begründung: "Wenn es zwickt, dann muss man halt was machen."

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Miller spielte zum ersten Mal wieder 90 Minuten durch und soll nächsten Samstag gegen Nürnberg das Tor hüten. Er erhielt viel Lob von Manager Rolf Dohmen: "Er hat täglich sechs, sieben Stunden in der Reha gearbeitet und ist ein absolutes Musterbeispiel an Willen und Ehrgeiz."

Das kann auch Dimo Wache für sich reklamieren. Der alte Fahrensmann war am Samstag "froh, wieder Gras zu riechen. Ich bin weiter, als ich vor einem Monat noch dachte". Trainer Jürgen Klopp hatte ihn zur Halbzeit für Daniel Ischdonat eingewechselt. Wache war am Gegentor durch Tamas Hajnal schuldlos und rettete den Mainzern mittels Fußabwehr gegen Mittelstürmer Edmond Kapllani auch noch das Unentschieden. Die Fans reagierten mit "Dimo Wache"-Sprechchören und trafen auf Gehör. "Balsam" sei das gewesen, sagte Wache. Aber nächsten Sonntag beim Rückrundenauftakt in Koblenz wird der etatmäßige dritte Mann Ischdonat der erste Mann bleiben. "Wenn ihm nichts mehr passiert, fängt Ischi an", bestätigte Coach Klopp. Und wenn ihm was passiert, dann weiß ich jetzt, dass Dimo bereit steht, obwohl ihm noch ein paar Kleinigkeiten fehlen." Wache selbst kann seine Defizite sogar mathematisch recht genau beziffern: "Zehn, 15 Prozent." Er habe die vergangenen Monate viel im Kraftraum verbracht, "aber die Spritzigkeit ist noch nicht ganz wieder da." Denn: "Wenn man vier Monate nichts machen kann, kann man nicht innerhalb von zwei Wochen wieder fit werden." Die Nummer zwei in Mainz, Christian Wetklo, mischte zuletzt zwar schon wieder im Training mit, allerdings nur mit dem Fuß am Ball. Auch er musste sich einer Schulter-Operation unterziehen. Klopp rechnet erst Ende Februar wieder mit dem 27-Jährigen. An Torwarttraining ist noch längst nicht zu denken.

Mit der Vorbereitung ist Wache nicht nur persönlich zufrieden, auch die Entwicklung des Zweitliga-Zweiten schätzt der alte Fahrensmann, der in 13 Jahren Berufsleben schon über 300 Mal für Mainz 05 zwischen den Pfosten stand, positiv ein: "Wir haben gezeigt, dass wir eine richtig gute Truppe sind." Wache mei nt damit gar nicht allein die Leistungen seiner Mainzer auf dem Fußballplatz, sondern vor allem das Betriebsklima: "Wir haben Isaac Boakye super integriert. Das ist eine der großen Stärken dieser Mannschaft."