Weser-Kurier 12.03.2008

"Wir lassen uns hier nichts wegnehmen"


Werder knabbert zwar noch an der Aufarbeitung der Vorwoche - doch der nötige Trotz für das Rangers-Spiel ist da

Von Oliver Matiszick

BREMEN. Die Vorhersage für den deutschen Nordwesten gestern war deutlich. Es soll ungemütlich werden, aber so richtig - weil Tief "Kirsten" kraftvoll über das Flachland kommt. In Bremen wird es stürmisch, sagen die Wetterexperten, und zwar spätestens ab heute Nachmittag. Passenderweise handelt es sich dabei um die Zeit, zu der die Glasgow Rangers, morgen Abend zu Gast bei Werder im Rückspiel des UEFA-Pokal-Achtelfinales, erste Bekanntschaft mit der Stadt machen.

Was Walter Smith, dem Rangers-Trainer, und seinen Spieler die Gelegenheit eröffnet, sich klimatisch ein wenig auf das vorzubereiten, was dann aus Bremer Sicht auch fußballerisch im Weserstadion passieren soll und muss: ein Sturmlauf der Gastgeber. Das ist zwar ohnehin Werders Lieblingsdisziplin, doch angesichts des 0:2-Rückstands aus dem Hinspiel vor einer Woche ist man dieses Mal sogar dazu verdammt. Immerhin das ist mal klar. In welcher psychischen Verfassung Werder diese Aufgabe angeht, bleibt dagegen ein Rätsel. Und zwar nicht nur für die Schotten. Auch im Bremer Lager hat man noch keine rechte Antwort darauf, wie gut die Mannschaft die wenig erbauliche Vorwoche weggesteckt hat.

So ist die Stimmung noch immer, nun ja, deutlich unterhalb der Grenze zur Heiterkeit angesiedelt. "Bei keinem, der zwei Spiele hintereinander verliert, herrscht gute Stimmung", sagt Mittelfeldspieler Daniel Jensen. Thomas Schaaf weiß um diese Gemütsverfassung seiner Elf, die noch immer mit der Aufarbeitung der Geschehnisse beschäftigt ist. "Wir haben viel Aufwand betrieben und wenig Erfolg gehabt", sagt der Bremer Trainer, "aber auf der anderen Seite brennt man auch darauf, dass man es jetzt besser machen kann." Was einer der Jüngsten in der Mannschaft - sowohl was seine 21 Jahre wie auch seinen Erfahrung als Mitglied der Startelf angeht - verinnerlicht hat: Sebastian Boenisch.

"Natürlich hat man sich so seine Gedanken gemacht", sagt der Defensivspieler, "es war ein Scheiß-Spiel in Stuttgart, das ist schwierig zu vergessen. Aber die Rangers kommen jetzt zu uns - und wir lassen uns hier nichts wegnehmen." Die dafür nötige Aggressivität, das hat er im Training der vergangenen Tage festgestellt, ist jedenfalls da. "Es wird ein sehr kampfbetontes Spiel gegen Glasgow", sagt Boenisch, "diesen Kampf werden wir annehmen. Ich bin sicher, dass wir es ins Viertelfinale schaffen."Was ihn da so sicher macht, sind die Erfahrungen der bisherigen Saison. Da hangelte sich Werder im Prinzip von einem Rückschlag zum nächsten, es reihten sich Verletzungen und Sperren aneinander - und dennoch zog man sich, zumindest in der Bundesliga, letztlich äußerst achtbar aus der Affäre. "Das kommt nicht von irgendwoher", ist Boenisch überzeugt, "das Potenzial im Kader ist da." Nur: Gegen die Rangers hilft ihnen das pure Wissen um dieses Potenzial kein Stück weiter.

Es bleiben 90 Minuten, womöglich 120, um es auch wieder auszuschöpfen. Mehr nicht. "Wir müssen so schnell wie möglich wieder in unser Spiel finden", sagt Daniel Jensen also, "und das gilt für alle. Wir brauchen mehr Ordnung auf dem Platz." Und am besten gleich auch noch ein bisschen Glück. Im Hinspiel fand es der Däne ziemlich ungerecht verteilt, als die Rangers "aus dem Nichts heraus" kurz vor der Pause in Führung gingen. "Vielleicht haben wir dieses Mal ja auch etwas Glück", sagt Jensen. "Wir müssen es suchen."