Presseschau Weser-Kurier 11.02.2008

Mit besonderen Vorkommnissen


Werders 1:1 in München kommt als aufregendes, intensives, eigenartiges - aber auch als gerechtes 1:1 daher

Von unserem Redakteur
Olaf Dorow

MÜNCHEN. Es hat schon leichtere Missionen gegeben. Im eigenen und quasi auch im nationalen Interesse hat Werder gestern in München ein 1:1 herausgeholt und stellvertretend für die Fußballnation konnte Geschäftsführer Manfred Müller frohlocken: "Wir haben die Liga spannend gehalten." Bayern liegt weiterhin drei statt sechs Punkte vorn.Auch vor einem Jahr hatte es 1:1 geheißen. Erinnerungen an damals kamen aber trotzdem kaum auf. Aus Sicht der Bayern war das 1:1 von 2007 ein Witz. Diesmal sprang genau das Resultat heraus, das zu diesem Spiel gehörte. Auf wundersame Weise glich sich alles irgendwie aus. Zwar spuckte die Statistik das klare Plus von 20:8 Torschüssen für die Bayern aus, und ein verschossener Elfmeter gesellte sich auch noch hinzu. Auf der anderen Seite leitete ein ungesühntes Foul den Münchner Ausgleich ein.

Der Ausgleich fiel in der 32. Minute und schaffte es, hinterher die am häufigsten diskutierte Szene zu sein. Denn bevor Ze Roberto durch die Beine von Tim Wiese hindurch ins Bremer Tor getroffen hatte, foulte Marc van Bommel Daniel Jensen. Van Bommel habe bei seiner, verniedlichend gesagt, forschen Balleroberung, erst Jensens Wade und dann den Ball erwischt, gab der Werderaner zu Protokoll. "Das war ein klares Foul", sagte Werders Sportdirektor Klaus Allofs. Trainer Thomas Schaaf verwies im Fernsehstudio von "Premiere" auf die Zeitlupe. "Wir sehen es alle und damit gut", sagte Schaaf nur. Es war aber noch nicht gut. Schaaf ergänzte noch: "Es ist auffällig, dass wir wieder in so einer Situation sind." Damit war jenes Rekord-Abseits gemeint, aus dem vor Wochenfrist der VfL Bochum ins Werder-Herz getroffen hatte.

Selbst Bayern-Manager Uli Hoeneß, der vor dem Spiel die Gerüchte um seinen Nachfolger befeuert hatte ("Klaus Allofs ist immer ein Thema"), gestand hinterher ein Bommel-Foul ein. Andererseits hätte aber Schiedsrichter Kinhöfer ansonsten, wegen der Vorkommnisse beim Bochumer Abseits, pro Werder gepfiffen.

Hatte die Bommel-Jensen-Szene das Zeug, als Schlüsselszene durchzugehen? Das mochte hinterher kein Spieler so bestätigen, nicht mal Daniel Jensen. "Entscheidend?", fragte er, "Naja entscheidend war ja auch, dass Tim Wiese einen Elfmeter gehalten hat." Das war drei Minuten vor dem Ausgleich. Luca Toni, der Werder im Vergleich zu Miroslav Klose gestern wesentlich auffälliger bedrängte, hatte ihn gegen den schwachen Dusko Tosic und den starken Tim Wiese herausgeholt. Doch dann schoss Toni nicht sonderlich präzise und Wiese sprang zur rechten Zeit zum rechten Ort.

Werder war deutlich besser als Bayern in diese sehr intensiv geführte Partie hineingekommen. Nach sechs Minuten hatte die Mannschaft genau das geschafft, was sie sich vorgenommen hatte: ein Ausrufezeichen zu setzen. Es geschah in Gestalt von Markus Rosenberg und Diego - und ein wenig auch noch von Miroslav Klose. Klose verlor den Ball. Rosenberg ließ auf dem linken Flügel Lucio nur zweiter Sieger sein im Zweikampf. Er passte präzise nach innen. Diego kam angerauscht und ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen. Sein 1:0 hätte in der 20. Minute Frank Baumann sogar noch ausbauen können, als auch er von Rosenberg bedient worden war. Aber Baumann erwischte den Ball nicht richtig.

Von nun an nahm der Bayern-Druck beständig zu. Er trat dabei eher in Form von engagierter Zweikampfführung und beherzten Einzelaktionen auf statt als überlegene Spielkunst. Ohne Ribéry scheint das ein Problem für Bayern zu sein. Es ergaben sich, wenn auch nicht im Minutentakt, Chancen. Die wohl größte vergab Luca Toni, dessen Schussposition in der 57. Minute eine Art zweiter Elfmeter darstellte. Erneut fand er in Tim Wiese seinen Meister. "In der zweiten Halbzeit haben wir zu schnell und zu leicht den Ball hergegeben", bemängelte Schaaf, der insgesamt aber sein Team für ein gutes Spiel loben durfte.

Um ein Haar wäre es doch noch schief gegangen. Kurz vor Schluss drosch Toni nur knapp übers Tor. Zuvor hatte er in Anlehnung an die Sportart Eishockey Gegenspieler Baumann weggeräumt. Der Schiedsrichter pfiff ihn nicht zurück und sorgte für rätselnde Blicke auf den Tribünen. Hätte Toni getroffen, hätte man wohl von schreiender Ungerechtigkeit berichten müssen.