Die Aufregung ist groß. Aber warum eigentlich? Tim Borowski ist nicht einzuordnen in die namhafte Reihe derjenigen, die die Bayern in der Vergangenheit von der Weser an die Isar gelotst hatten. Herzog, Basler, Pizarro, Ismaël, Klose - sie alle waren Leistungsträger, auf die Werder nur schwer verzichten konnte. Das beste Beispiel ist Klose: Als der Torjäger das Torschießen verlernt zu haben schien, war der Ausfall nicht zu verkraften und kostete schließlich den Titel.
Eine solche Bedeutung hat Tim Borowski nicht bei Werder 2008. Seit der WM im Sommer 2006 stagniert seine Leistung und das definitiv nicht auf höchstem Niveau. Drei Knieverletzungen innerhalb von nur elf Monaten taten ein Übriges, die Rückkehr des 27-Jährigen auf das Leistungslevel zu verhindern, auf dem er sich selbst gern wähnt. Werder ohne Borowski aber war zuletzt nicht schwächer als Werder mit Borowski.
Die Fans nehmen ihm weniger übel, dass er geht - das Ziel ist das Problem. Bayern, das rote Tuch für die Anhänger. Tim Borowski weiß, was ihm in der Rückrunde bevorsteht (so er denn nicht doch noch in der Winterpause geht): ein Spießrutenlauf. Sein Versuch zu besänftigen (er sei nicht so scheinheilig, Alibi-Verhandlungen zu führen; der Verweis auf die Fairness der frühen Entscheidung) ist gut gemeint. Doch mit Worten allein wird der zukünftige Bayer den Anhang nicht besänftigen können.
Auf der Tribüne, in der Kurve, da wollen sie Taten sehen, die da auch heißen: Einsatz, Fleiß, Kampfgeist. Tim Borowski aber ist nicht der Spielertyp, der dem Klischee des Fußballarbeiters entspricht, dem anzusehen ist, dass er die sprichwörtlichen Ärmel aufkrempelt. Im Gegenteil: Sein Auftreten wirkt oft pomadig, es missfiel dem Publikum schon in der Vergangenheit. Nun könnte sein Habitus zur Belastung werden.
Dass er diese zu erwartenden Diskussionen mit Leistung beantwortet, so die bevorstehenden Pfeifkonzerte zum Schweigen bringt, das kann man Tim Borowski nur wünschen. Es wäre auch in Werders Interesse.
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