Kreiszeitung 05.03.2008

"Mal nicht zu spielen, ist nicht das Ende der Welt"


Jurica Vranjes über seine Vertragsverlängerung und seine Rolle bei Werder

Von Carsten Sander

BREMEN In der vergangenen Woche hat sich Jurica Vranjes bis 2011 an Werder Bremen gebunden. Die Entscheidung, seinen auslaufenden Vertrag zu verlängern, fiel ihm nicht schwer und wurde auch nicht von Bauchschmerzen begleitet. Vielmehr war es Vranjes’ großer Wunsch, in Bremen zu bleiben. Und das, obwohl er nicht unbedingt einen Star-Status genießt, sondern in den Köpfen vieler noch als Ergänzungsspieler geführt wird.

Stört es Sie, dass Ihnen von der Öffentlichkeit nicht mehr Wertschätzung zuteil wird?

"Nein, überhaupt nicht. Hier läuft alles gut für mich. Ehrlich gesagt ist die Zeit in Bremen sogar die beste in meiner Karriere."


Wieso?

"Weil Werder ein Top-Club und jedes Jahr international vertreten ist. Zudem bekomme ich stets meine Einsätze. Ich kann’s nicht anders sagen: Ich bin zufrieden."


Obwohl Sie ein Dauer-Pendler zwischen Ersatzbank und Startelf sind?

"Wenn ich mal nicht spiele, ist das für mich nicht das Ende der Welt. Bei einem so stark besetzten Kader wie dem von Werder ist es völlig normal, auch mal ein paar Spiele auf der Bank zu sitzen. Es können eben nur elf Mann spielen. Wichtig ist, dass du dich im Training immer wieder anbietest. Du musst dich jeden Tag gegen 22 sehr gute Spieler durchsetzen und hoffen, dass deine Chance kommt. Wenn sie dann da ist - egal, ob nach einer Woche, zwei Wochen oder einem Monat - musst du sie nutzen."


Diese Einstellung schätzen Trainer Thomas Schaaf und Sportdirektor Klaus Allofs besonders an Ihnen: Hundertprozentiges Engagement und ein hohes Maß an Verlässlichkeit. Es scheint, sie sind ein Musterknabe.

(lacht): "Nein. Es ist einfach nur so, dass beide Seiten miteinander zufrieden sind."


Es hieß, Ihnen hätten auch Offerten aus Moskau und Monaco vorgelegen . . .

". . . und von guten Clubs aus Österreich und Spanien, ja. Aber was soll ich zum Beispiel in Moskau? Da ist es doch meistens viel zu kalt."


Aber russische Clubs zahlen mittlerweile ziemlich gut.

"Ja, klar. Aber Gott sei Dank bin ich nicht in einer Situation, nur dem Geld folgen zu müssen. Ich habe mich mehr für die sportlichen Perspektiven entschieden."

Jetzt geben Sie’s doch zu: Ein bisschen Musterknabe steckt doch in Ihnen . . .

"Nochmal nein. Ich will in einem großen Verein spielen, und Werder Bremen ist ein großer Verein. Ich habe mit Leverkusen Champions League gespielt, ich habe mit Stuttgart Champions League gespielt. Und mit Werder will ich es auch tun - jedes Jahr."


Und die Meisterschaft holen?

"Das käme dann oben drauf."


Bei Ihnen fällt auf, dass Sie auf dem Platz oft zwischen den Extremen pendeln. Einer guten Aktion folgt nicht selten eine schlechte. Haben Sie eine Erklärung dafür?

"Ich bin ein Spieler, der viel probiert, der auch mal ein Risiko eingeht. Nur wer nichts macht, macht auch keine Fehler."


Dass dann auch mal gepfiffen wird, stört Sie nicht?

"Wenn ich auf dem Platz stehe, bin ich voll konzentriert. Dann höre ich keine Pfiffe, keinen Applaus. Außerdem ist es doch so: Wenn vier von fünf Pässen beim Gegner landen, pfeifen die Zuschauer natürlich. Aber wenn der fünfte zum Tor führt und wir 1:0 gewinnen, sind alle begeistert. So ist der Fußball."