Es war kein Enthusiasmus, keine überschäumende Partylaune in der Werder-Kabine zu spüren. Keiner tanzte auf den Bänken. Dafür war ein Punkt in München zu wenig. Doch der Zähler reichte für gute Laune und viel Selbstvertrauen. "Zufrieden wären wir mit drei Punkten gewesen, aber der eine Zähler macht uns auf keinen Fall traurig", beschrieb Patrick Owomoyela mit einem Augenzwinkern die Gemütslage im Team. Auch Diego schloss sich dieser Einschätzung an, drückte es nur etwas anders aus. "Wir sind mit dem Ziel zu gewinnen hierher gefahren. Und der Sieg war heute drin. Deswegen bin ich nicht ganz glücklich. Aber auch so nehmen wir sehr viel positive Dinge aus dem Spiel mit."
Vor allem die Erkenntnis, den Punkt verdienterweise gewonnen zu haben, ließ die Grün-Weißen versöhnlich auf die 90 Minuten zurückblicken. Kapitän Frank Baumann fasste zusammen: "In der ersten Halbzeit waren wir sicherlich Spiel bestimmender, in der zweiten Halbzeit hatten die Bayern ein kleines Plus. Der Punktgewinn geht in Ordnung." Ähnlich sah es auch Geschäftsführer Klaus Allofs: "Es war ein gutes Spiel, das Ergebnis ist gerecht", so der ehemalige Nationalstürmer.
Gerade in der Anfangsphase hatten sich die Bremer ihre Ansprüche auf einen verdienten Punkt erarbeitet. "Wir sind richtig gut ins Spiel gekommen, haben von Anfang an Druck gemacht und ein richtig schönes Tor erzielt. Das war super heraus gespielt und schön anzusehen", hob Cheftrainer Thomas Schaaf hervor, der jedoch nach 20 Minuten die Gastgeber stärker aufkommen sah. "Dann haben die Bayern angefangen, sich zu wehren. Beide Teams haben versucht ihr Spiel durchzudrücken und es entstand bis zur Pause ein Spiel mit gemischten Spielanteilen."
Gemischt war auch die Gefühlslage der Werder-Fans in dieser Phase. Zunächst durften sie einen gehaltenen Elfmeter von Tim Wiese bejubeln. Eine Glanztat, die der Keeper sehr sachlich analysierte: "Bei einem gehaltenen Elfmeter ist immer Glück dabei. Aber ich habe schon darauf geachtet, lange stehen zu bleiben und die Fußhaltung von Toni zu beobachten", verrät Wiese sein Erfolgsrezept.
Dass die grün-weißen Anhänger nur wenige Minuten danach, aus ihren Hochgefühlen gerissen wurden lag am Ausgleichstreffer durch Ze Roberto und dem klaren Foul von Mark van Bommel an Daniel Jensen, das der Szene vorausging. Während der Däne am Boden liegen blieb, schaltete sich dessen Gegenspieler Ze Roberto ins Angriffsspiel ein und erzielte den Treffer. Diskussionsstoff war eigentlich vorprogrammiert, doch Werder blieb auch nach dem Schlusspfiff fair gegenüber dem Unparteiischen. "Die TV-Bilder zeigen das Foul deutlich, aber ganz ehrlich: Auf dem Feld habe ich gedacht, dass van Bommel den Ball gespielt hatte. Das ging sehr schnell und war schwer für den Referee", sagte Petri Pasanen. Cheftrainer Thomas Schaaf verkniff sich kritische Worte und beließ es bei dem Hinweis: "Jeder sieht die TV-Bilder, da kann sich jeder sein Urteil bilden." Und Geschäftsführer Klaus Allofs dazu: "Natürlich war es ein Foul, aber wir werden nicht jede Woche die Leistung des Schiedsrichters hinterfragen. Wir haben sicher in den kommenden Spieltagen auch mal wieder mehr Glück." Kapitän Frank Baumann fügte an: "Es war ein Kampfspiel, das nicht leicht zu leiten war. Im Grunde hatte der Unparteiische alles ganz gut im Griff."
Null Verständnis hatten die Werder-Profis allerdings für die Reaktionen einiger Bayern-Profis. Während Jensen noch auf dem Boden lag, kam ausgerechnet van Bommel nach dem Torerfolg zu ihm und schrie ihn an. Als dann auch Oliver Kahn diesem unsportlichen Beispiel folgte, bis zur Mittellinie rannte und sich einmischte, war das dem Referee eine gelbe Karte wert. "Das zeigt, was van Bommel für ein Typ ist. Ich will das gar nicht kommentieren. So etwas muss jeder vor sich selbst verantworten. Ich weiß nur, dass es ein ganz klares Foul war, van Bommel trifft mich voll am Knöchel", so Daniel Jensen gelassen. Für den Dänen war es aber nicht die entscheidende Szene des Spiels.
In der zweiten Hälfte der Partie sahen sich die Bremer dann höherem Druck der Bayern ausgesetzt. Für Cheftrainer Thomas Schaaf auch etwas selbst gemachtes Leid: "Wir haben zu früh die Bälle verloren und uns dadurch zu weit hinten reindrängen lassen." Doch die Bremer hielten leidenschaftlich dagegen.
Mitgekämpft haben im zweiten Durchgang auch zwei Debütanten. Patrick Owomoyela bestritt sein erstes Bundesligaspiel nach siebenmonatiger Verletzungspause, Mesut Özil gar sein erstes Match im Werder-Trikot. Der Neuzugang von Schalke 04 zeigte einige gute Aktionen, stellt aber im Anschluss hohe Anforderungen an sich selbst: „Das war heute okay, aber ich weiß, dass ich mehr kann.“ Außenverteidiger Patrick Owomoyela sieht ebenfalls noch mehr Potenzial bei der eigenen Leistung. „Es war wichtig, dass ich heute den ersten Schritt gemacht habe. Ein Mal kam ich gegen Kroos zu spät in den Zweikampf. Ich werde das jetzt verarbeiten und mich weiter verbessern“, lautet die motivierte Ansage des 27-Jährigen. Vielleicht erhält er schon nächste Woche gegen Nürnberg seine nächste Chance, sollten Petri Pasanens Hüftprobleme dessen Einsatz nicht zu lassen.
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