Dritte Liga Fortuna Köln gibt chaotisches Bild ab Von
Christian Krämer
Köln - Es lief die 38. Minute, als die für alle Fußballmannschaften schmerzenden Worte ertönten: „Wir wollen euch kämpfen sehen“ schallte aus dem Fanblock des SC Fortuna Köln. Das Team von Trainer Uwe Koschinat lag zu diesem Zeitpunkt vor heimischer Kulisse 0:2 im Drittliga-Westduell gegen Preußen Münster zurück. Der Forderung der Zuschauer kamen die Fortuna-Profis jedoch nur in einigen Minuten der zweiten Halbzeit nach. So hieß es am Ende 2:4 (0:2). Ein Ergebnis, dass das Kräfteverhältnis allerdings nicht im Ansatz richtig ausdrückte. Die Kölner hätten sich nach ihrer schwächsten Saisonleistung über ein ausgewachsenes Debakel nicht beschweren dürfen. „Man merkt, dass sich die Spieler nach wie vor sehr stark mit der Phase beschäftigen, in der wir oben in der Tabelle haben abreißen lassen, es ist sehr kopflastig momentan“, sagte Koschinat nach der fünften Pleite in Serie.
Preußen Münsters überragender Adriano Grimaldi
Nach unspektakulärer Anfangsphase war es einmal mehr eine Standardsituation, die die Grundlage für Fortunas Niederlage legte. Lion Schweers drückte einen Eckball unbedrängt am Fünfmeterraum mit der Hacke über die Linie. Anschließend verfiel Kölns Hintermannschaft ins Chaos: keine Abstimmung, schlechtes Zweikampfverhalten, fehlerhaftes Stellungsspiel. Nach einem langen Ball lief Preußens überragender Sturmtank Adriano Grimaldi Fortunas Verteidiger Moritz Fritz davon und traf per Spannstoß zum 2:0 (36.). Die Sprechchöre folgten.
In Halbzeit zwei und nach vermutlich klaren Worten von Trainer Koschinat entdeckten die Kölner doch kurzfristig ihre Einsatzbereitschaft. Kluges Pressing, ein Ballgewinn und eine Portion Glück führten zum überraschenden 1:2 – Fabian Menig hatte eine Flanke von Daniel Keita-Ruel ins eigene Tor gegrätscht (47.). Die Hoffnung auf einen oder mehrere Punkte hielt aber nur wenige Minuten. Denn wenig später drehte sich Münsters Philipp Hoffmann in Fortunas Strafraum um den überforderten Fritz und zielte präzise ins lange Eck zum 3:1 (56.). Beim 4:1 durch Grimaldi (65.) grenzte das Kölner Defensivverhalten an Arbeitsverweigerung. Dass sich das Debakel in Grenzen hielt, war Torwart Tim Boss, Münsters schwacher Chancenverwertung und dem 2:4 des eingewechselten Lars Bender (83.) zu verdanken.
Torjäger Keita-Ruel, der auch Kölns zweiten Treffer vorbereitete, fand klare Worte für die Leistung der Kollegen. „Grimaldi war eine Nummer zu groß für unsere Innenverteidiger, das muss man so deutlich sagen“, sagte der Stürmer. Mit seinem Fazit lag Keita-Ruel richtig, allerdings war auch das Defensivverhalten der anderen Mannschaftsteile mangelhaft. Im Zentrum gaben Maik Kegel und Nico Brandenburger meist nur Begleitschutz, die Außenverteidiger ließen sich immer wieder überspielen – hatten aber auch nur selten Unterstützung von ihren Kollegen auf den Flügeln.
Bernard Kyere für Münster-Spiel suspendiert
Ein Verteidiger, der vielleicht Grimaldi etwas besser bekämpfen hätte können, brachte sich im Vorfeld der Partie selbst um die Chance. Bernard Kyere, nach abgesessener Sperre eigentlich wieder einsatzberechtigt, wurde von Trainer Koschinat für das Spiel suspendiert. Auf die Hintergründe angesprochen, reagierte Fortunas Coach auf der Pressekonferenz, nach der Niederlage offenbar noch stark emotionalisiert, wie folgt: „Ich könnte etwas dazu sagen. Aber dann würde ich hier auf den Tisch kotzen!“ Am Sonntag brachte Koschinat dann etwas mehr Licht ins Dunkle, ohne alle Details zu nennen. „Es gab einen Verstoß gegen die Vorgaben des Trainerstabs. Hätte ich das nicht bestraft, würde ich damit Undiszipliniertheiten Tür und Tor öffnen“, erklärte der Coach, der das Vertrauen in den 22 Jahre alten Kyere aber nicht verloren hat: „In seiner Saison gibt es nach wie vor mehr Licht als Schatten, davon bin ich überzeugt.“ Und in der neuen Trainingswoche habe der Innenverteidiger die Chance, wieder Argumente für eine Startelf-Nominierung zu liefern.
SC Fortuna Köln: Boss – Ernst, Menz, Fritz (63. Kurt), Pazurek – Brandenburger, Kegel – Ceylan (56. Bender), Dahmani (81. Falahen), Farrona Pulido – Keita-Ruel. Zuschauer: 2786. Tore: 0:1 Schweers (17.), 0:2 Grimaldi (36.)., 1:2 Menig (47., Eigentor), 1:3 Hoffmann (56.), 1:4 Grimaldi (65.), 2:4 Bender (83.).
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