„Dann fliegt der Arminia das Stadion um die Ohren..."
Die Fortuna fährt ohne Oliver Laux und Kristoffer Andersen nach Bielefeld
Lang, lang ist es her. Am 26. September 1998 spielte die Fortuna das letzte Mal auf der Bielefelder Alm um Punkte. Die Arminia gewann damals die Zweitliga-Partie durch Treffer von Guiseppe Reina und Bruno Labbadia mit 2:1. Den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielte Rainer Schütterle für die Mannschaft von Toni Schumacher. Im kurzlebigen Fußballgeschäft sind dies Ewigkeiten. Nur wenige Jahre später trennten sich die Wege der beiden Traditionsklubs. Die Schere ging immer weiter auseinander. 2014 ist die Lücke wieder geschlossen. Die Kölner treten am Samstag (14 Uhr/live im WDR) in der Schüco-Arena, wie das Stadion an der Melanchthonstraße mittlerweile heißt, beim Aufstiegsfavoriten Nummer eins der Dritten Liga an.
Auch Uwe Koschinat ist die steile Aufwärtsentwicklung des Vereins aus der Südstadt wohl manchmal etwas unheimlich. „Es ist noch gar nicht so lange her, da hätte uns Arminia Bielefeld wahrscheinlich sogar als Testspielgegner abgelehnt, auch wenn wir Geld bezahlt hätten. Jetzt spielen wir in einer Liga. Das zeigt auch die Entwicklung der Fortuna in den letzten Jahren“, betont der Trainer stolz, der auch mit der TuS Koblenz schon ähnliches erleben konnte. „Koblenz war Fußball-Diaspora, die Erfolge lagen in den 50iger und 60iger Jahren zurück und innerhalb von vier Jahren spielten wir auf einmal in der 2. Liga gegen Mönchengladbach und den FC. Das ging in einem wahnsinnig schnellen Tempo.“
Abseits der Fußball-Historie hat der Aufsteiger das spielfreie Wochenende in der Meisterschaft zu zwei Testspielen genutzt, bei der vornehmlich die zweite Garde zum Zuge kam. Gegen die Nationalmannschaft von Luxemburg gab es ein 1:0 durch einen Treffer von Thiemo-Jérôme Kialka. Beim Kreisligisten SSV Bergisch Born gewannen die Kölner anschließend mit 19:0. Bereits nach elf Minuten stand es 6:0. Thomas Kraus und erneut Kialka zeigten sich mit fünf und vier Toren am effektivsten. „Thiemo hat in beiden Spielen sehr engagiert gespielt. Fünf Tore in 135 Minuten musst du auch erst einmal machen. Er ist gewillt, die Stürmer-Hierarchie zu verändern“, lobt ihn Koschinat. Aber auch andere Akteure aus der zweiten Reihe wie Dino Bisanovic („auf dem aufsteigenden Ast“), oder Dennis Engelman („eine sehr ernsthafte Alternative“) hätten ihre Chance genutzt, so der Coach.
Rahn hegt keinen Groll gegen die Arminia
Nach wie vor eine Verbindung zu Bielefeld hat im Übrigen Johannes Rahn. Der 28-Jährige, der bereits ein Studium mit dem Diplom des Fitness-Ökonom abgeschlossen hat, ist an der Uni Bielefeld eingeschrieben, setzt sein Lehramtsstudium aber als Zweithörer an der Uni in Köln fort. Von 2011 bis zum 30. Juni 2014 bestritt der Angreifer 78 Pflichtspiele für Arminia und erzielte 16 Tore. Der Leistungsträger der Fortuna dürfte also besonders im Fokus stehen, wenngleich er keine Rechnungen mit der Arminia offen hat. „Er hat mehrheitlich positive Erinnerungen an diese Zeit, und ich denke, dass er nicht mit einem großen Ärgernis im Gepäck nach Bielefeld fährt“, betont Koschinat.
Zwar klingt das Duell des Tabellen-17. mit dem 13. nicht nach dem ganz großen Sport. Aber die Arminia hat mit dem 4:1 im Pokal gegen den Zweitligisten SV Sandhausen am vergangenen Wochenende das durchaus vorhandene Potenzial unter Beweis gestellt. Und die Neuzugänge Daniel Brinkmann, Julian Börner, Florian Dick, Peer Kluge und Sebastian Schuppan können auf die Erfahrung aus 891 Spielen in der 1. und 2. Bundesliga verweisen. Nicht zu verachten ist zudem die Quote von Arminias Goalgetter Fabian Klos. 31 Treffer und 15 Vorlagen in 70 Spielen sind eine Hausmarke. Und die Fortuna blüht gerade vor großer Kulisse auf, jüngstes Beispiel der Erfolg in Halle vor rund 9.000 Zuschauern. Das Können der Individualisten soll dank der physischen Wucht der Gäste erneut in Ostwestfalen nicht zum Vorschein kommen. Die Kölner wollen Gegner und Publikum beeindrucken. „Zwar hat der Erfolg gegen Sandhausen „ein paar Gräben zugeschüttet“, unterstreicht Koschinat, „aber der Gegner war nur körperlich anwesend“. Die Arminia sei zum Aufstieg verdammt, die Erwartungshaltung sei immens. Und der Druck immer auf drei Punkte spielen zu müssen, könne auch zu einer großen Belastung werden, erklärt Koschinat. Deshalb setzt der Fußballehrer in Bielefeld auf die Wehrhaftigkeit und Einstellung seiner Elf. Nicht nur der Zweitliga-Absteiger, sondern auch die einheimischen Fans sollen bekämpft werden. „Wenn es uns gelingt, die erste halbe Stunde dagegen zu halten, und der Gegner Fragezeichen auf der Stirn stehen hat, dann kann der Arminia das Stadion auch mal schnell um die Ohren fliegen.“
Verzichten muss Koschinat in Ostwestfalen neben den Langzeitverletzten auf zwei wichtige Spieler. Während Sascha Marquet seine Prellung überwunden hat, fallen Oliver Laux (Wadenprellung) und Kristoffer Andersen (Adduktorenprobleme) aus. Beide sind aber für das Heimspiel gegen den VfL Osnabrück am Dienstag wieder mögliche Alternativen. Florian Hörnig dürfte neben Bone Uaffero in die Innenverteidigung rücken und Kusi Kwame mit Marquet zusammen die Doppel-Sechs bilden.
Autor: Stefan Kleefisch / rheinfussball.de