PREUSSEN ZU GAST IN KÖLN
Horst Steffen: "Wir müssen noch mehr in den Strafraum kommen!"



Gut gelaunt zeigte sich Horst Steffen in der Pressekonferenz vor dem Spiel bei Fortuna Köln am Dienstag. Zwei Trainingseinheiten stehen für die Adlerträger vor der Partie im Südstadion noch an. Jede Menge Zeit also für den Preußen-Coach, noch weitere Überlegungen anzustellen. Eine Rolle darin könnte der aufstrebende Amachaibou spielen. Auf dem Platz sollen seine Jungs zudem mehr Präsenz im Sechzehner zeigen und sich noch mehr Chancen herausarbeiten.

Vornweg die Meldungen aus dem Lazarett: Benjamin Schwarz trainierte ja bereits am Freitag voll mit und zählt nun wieder als genesen und ist damit eine Option für das Spiel in Köln, genau wie Felix Müller, der seinen Infekt überstanden hat und heute ins Training einsteigt. Horst Steffen zeigte sich aber auch mit der Leistung von Stéphane Tritz zufrieden, der immer anspielbar gewesen sei und insgesamt gut gespielt habe, wenn natürlich auch „hinten ein, zwei Dinge besser gehen, aber da war er ja nicht der Einzige“.

Und so gilt Tritz auch als eines der positiven Beispiele für Spieler, die sich im Moment noch im Hintertreffen sehen, da er ohne vorherigen Einsatz (unter Horst Steffen) sofort in die Startelf gerückt war. Ein gutes Zeichen also für Spieler wie Cihan Özkara, der sich nach dem Trainerwechsel sicherlich mehr versprochen hatte und nun weiter Gas geben müsse, so Steffen; „Ich bin nicht derjenige, der sich für immer festlegt“, fügte der Trainer an. Der Offensivmann könne also berechtigte Hoffnung haben, schneller als gedacht wieder eine tragende Rolle zu spielen, auch wenn er zuletzt gegen Chemnitz nicht im Kader gewesen sei. Das gelte auch für andere, die zur Zeit nicht (wie vielleicht selbst gewünscht) zum Zug kommen.

Die geplante Marschroute Richtung Köln hat sich für die Preußen kurzfristig geändert. Eigentlich war bereits heute die Abfahrt geplant, jetzt geht es aber erst morgen nach dem Training in Münster los in ein Tageshotel. Diese neue Möglichkeit schätzt der Trainer sehr, und glaubt auch, dass die Spieler sich noch über eine weitere Nacht in den eigenen Betten freuen. Das geplante Essen am Spieltag, die Besprechung und letzte Videoanalysen gibt es dann vor Ort im besagten Tageshotel, wo die Spieler in eigenen Zimmern vor dem Spiel noch zur Ruhe kommen können. Spieler, die am Dienstagmorgen erfahren, dass sie nicht spielen, seien im Übrigen immer herzlich Willkommen mit zum Auswärtsspiel zu fahren und sich das Spiel anzuschauen. Steffen selbst habe das damals oft gemacht: „Man gehört ja zur Mannschaft und möchte doch gern dabei sein und wissen, wie es läuft“.

Vor der nicht lange zurückliegenden englischen Woche habe man noch gerechnet und gedacht, wie weit einen ein Sieg in Würzburg bringen würde und was alles möglich wäre. Aber das habe man dieses Mal gar nicht erst angefangen und die Konzentration voll und einzig auf das Spiel in Köln gerichtet, so Steffen, darauf angesprochen, dass doch eigentlich eine „Super-Woche“ für den Trainer und den Verein möglich sei (vorausgesetzt man gewinne bei der Fortuna, feiere dann am Donnerstag den Geburtstag des Coaches und fahre am Sonntag einen Sieg gegen den Erzrivalen aus Osnabrück ein). Nein, der Trainer ließ sich keine derartige Schlagzeile entlocken: „Ich bin nicht für Phantasie zuständig!“, winkte er lachend ab. Es brauche auch keine besondere Motivation, denn seine Spieler seien immer motiviert und andererseits natürlich auch tatsächlich unglücklich, wenn die Umsetzung der gesteckten Ziele nicht klappe.

Rückblickend auf Samstag hob Steffen noch einmal die Wichtigkeit des Elfmeters heraus, der unglaublich geholfen habe, um etwaige Parallelen zum Spielverlauf gegen Halle wegzuwischen. Er habe sich auch in Videos noch mehrfach sowohl das umstrittene Foul an Amaury Bischoff vor dem 0:1 („Der haut da den Amaury auch deutlich mit weg.“) und das vermeintliche Handspiel („Ich weiß nicht, ob die Arme da sein müssen.“) angesehen und fand bis heute beides diskutierenswert ("Kann man so oder so entscheiden.") und nicht so eindeutig, wie sein Kollege aus Chemnitz, der sich benachteiligt fühlte.

An das gute Spiel der Preußen gegen die Sachsen möchte man nun bei der Fortuna anknüpfen. Vieles habe schon gut geklappt. Der Druck und das Anlaufen waren gut. Man kam offensiv besser zum Zug. Wichtig sei aber auch, dass noch mehr Spieler in den Sechzehner kämen, um Flanken oder Pässe aufzunehmen und zu verwerten und dass es auch mal einen Abschluss aus der Distanz gäbe. Dazu sollen auch Spieler wie Bischoff und Philipps näher an den Strafraum heranrücken und direkt davor lauern. Kara soll sogar öfter direkt in den Sechzehner ziehen und dort bei Angriffen für Gefahr sorgen, denn „er ist ja auch Stürmer, er kann das ja“.

Es habe zudem einige Spieler gegeben, die dem Trainer die Überlegungen, mit welcher Elf es in Köln losgeht, nicht einfacher gemacht haben. Amachaibou sei eine „deutliche Belebung“ gewesen und habe gezeigt „Ich bin da!“. Aber auch andere Spieler, die Steffen namentlich nicht nannte, sollten weiter dranbleiben. Fußball sei eben ein Mannschaftssport, da seien alle wichtig. „Und wenn man reinkommt, dann spielt für das Ergebnis, das man gemeinsam erreichen will.“ - egal ob 90 Minuten lang oder nur nach einer Einwechslung. „Ich bin aber nicht dafür da, alle 25 bei Laune zu halten“, auch wenn er sein Bestes tue, so Steffen. Er wolle allen sein Vertrauen vermitteln, suche auch kurze Einzelgespräche, in denen er jedem, der nicht spiele (und auch jedem der spiele) kurz darlege, was derjenige verbessern könne, aber das müsse genügen, es seien ja alle alt genug. „Schließlich brauche ich auch auf dem Spielfeld Entscheidung von erwachsenen Spielern, nicht von Jungs.“

Glückwunsch

Zu Lion Schweers habe Steffen zum Beispiel gesagt: „Hey, jetzt wissen wir, dass Du ein Drittliga-Spieler bist. Glückwunsch!“, habe ihn gelobt und ihm Hinweise gegeben, was es noch zu verbessern gäbe. Und auch der Rest des Teams habe gemerkt, dass nun eine neue, ernsthafte Option für die Abwehr im Hintergrund lauere.
Wichtig sei vor allem, dass die Spieler die Spielweise als gut, als zielführend empfinden und merken, dass es etwas bringe, was der Trainer mit ihnen übe und man mit diesem Plan gemeinsam erfolgreich sei. Dann könnten diese sagen „Das ist doch gut, wenn der Trainer Recht hat“, sprach Steffen und schmunzelte in Richtung der Pressevertreter: „Da habt ihr dann ja doch noch Eure Schlagzeile.“

Was den Gegner angehe, sei der Coach noch in der Analyse. Das Spiel der Fortuna gegen Dresden stehe für ihn noch für heute aus, daher könne er auch noch nichts Konkretes sagen. Für den Ex-Preußen Marco Königs gäbe es aber keine besondere Herangehensweise.
Klar sei aber jetzt schon, dass mit den Kölnern - die sich vor allem in den 70ern und 80ern mit den Preußen in der 2. Bundesliga beharkten – wieder einmal eine robuste Truppe auf die Adlerträger wartet. Und so rechne Steffen natürlich mit Kampf, aber vor allem auch mit Härte.

westline.de