Der plötzliche Erfolg von Fortuna Köln
Von Jörg Strohschein
Fortuna Köln hat sich klammheimlich in die vorderen Tabellenregionen der 3. Liga hochgeschoben. Dabei sah das Team im Herbst noch wie ein sicherer Absteiger aus.
Uwe Koschinat kann in diesem Fall nicht so richtig einschätzen, was auf ihn und seine Mannschaft zukommen wird. Dabei ist der Trainer von Fortuna Köln bereits seit Juli 20011 im Amt und kennt die 3. Liga wie kaum ein anderer. Aber die Umstände in Cottbus sind am Sonntag (31.01.2016) außergewöhnlich. "Energie feiert genau an diesem Tag 50-jähriges Jubiläum. Da werden wahrscheinlich sehr viele Zuschauer kommen. Ich bin sehr gespannt, wie meine Mannschaft mit dieser besonderen Situation umgehen wird", sagt Koschinat.
Zuletzt musste sich der 44-Jährige allerdings keine größeren Sorgen um das Nervernkostüm des Teams machen. Im Gegenteil: Schließlich erlebte die Kölner Fortuna einen nicht zu erwartenden Höhenflug. Nach vier Siegen in Folge hat sich das Team auf den sechsten Platz der Tabelle vorgeschoben.
Eigentlich ein Abstiegskandidat
Zuletzt konnte die Fortuna einen spektakulären 5:1-Heimsieg gegen Hansa Rostock feiern. "Auf jeden Fall guckt man jetzt schon etwas nach oben in der Tabelle, es ist ja nicht mehr so weit", sagte Mittelfeldspieler Cauly Oliviera Souza in der Euphorie des hohen Sieges.
Tatsächlich könnten alle Fortunen so langsam ins Schwärmen geraten. "Noch im Oktober haben Viele gesagt, wir sind der erste Absteiger und gehören nicht in diese Liga. Und so haben wir uns teilweise auch präsentiert", sagt Koschinat. Nach zwölf Spieltagen hatte das Koschinat-Team gerade einmal neun Punkte auf dem Konto und war Tabellenletzter. Mit 29 Gegentoren war die Mannschaft zudem die Schießbude der Liga.
Findungsprozess noch nicht abgeschlossen
Doch mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Zehn Spieltage später hat sich die Zahl der Gegentreffer lediglich um elf erhöht. "Wir haben das jetzt in den Griff bekommen", sagt Koschinat, der als Grund für diese Anfälligkeit zum einen seine Liebe zum Offensivspiel nennt. Zum anderen habe er es auch "nicht geschafft, die Spieler in eine individuell gute Form zu bringen. Außerdem habe ich nicht die idealen Pärchen in der Abwehr gefunden und haben vieles ausprobiert".
Selbst wenn dieser Findungsprozess noch immer nicht endgültig abgeschlossen ist, so hat dem Koschinat-Team vor allem geholfen, dass sich einige Verletzte wieder gesund zurückgemeldet haben. Torhüter André Poggenburg nimmt im Spiel der Fortuna eine ebenso wichtige Führungsrolle ein wie Mittelfeldspieler Kristoffer Andersen. "Wir haben noch keinen Kader beisammen, wo wir sämtliche Positionen doppelt besetzt haben", sagt Koschinat.
Große Ruhe im Umfeld
Zugute kam dem Team allerdings, dass es in völliger Ruhe arbeiten konnte. Als Nummer zwei in der Stadt hinter dem 1.FC Köln bekommt der Klub deutlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt. "Das ist in guten Zeiten zwar etwas schade", sagt Koschinat. "In schlechteren Zeiten ist die Aufregung im Umfeld aber auch nicht ganz so groß."
Für den Coach ist es derzeit allerdings keine Option, die Ziele des Klubs zu verändern. Der Nicht-Abstieg bleibt im Zentrum der Betrachtung. "Ich weiß, wie schnell es auch wieder in die andere Richtung gehen kann", sagt der Trainer. In Cottbus will sich Koschinat jedenfalls von seiner Mannschaft überraschen lassen.
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