Jetzt erst recht! Nach der unglücklichen 1:2-Niederlage im Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid blickte man in teils ungläubige Gesichter bei den Bayern-Profis. Die Spieler des Rekordmeisters konnten es selbst kaum fassen, wie sie nach einer solchen Partie als Verlierer vom Feld gehen konnten. Doch lange lamentieren wollte keiner – der Tenor danach war einheitlich kämpferisch: Noch ist nichts verloren!
„Wir werden in Madrid noch einmal alles versuchen, um das Hinspiel-Ergebnis zu korrigieren“, gab Jupp Heynckes die Richtung vor und fügte hinzu: „Im Semifinale sind es zwei Begegnungen und am Schluss wird abgerechnet!“ Auch die Mannschaft folgte ihrem Trainer. „Es ist immer noch alles drin“, sagte Niklas Süle selbstbewusst und Sven Ulreich schickte für das Rückspiel am kommenden Dienstag schon eine Kampfansage in Richtung Madrid: „Wir fahren da mit breiter Brust hin und wollen das noch umbiegen.“
Niklas Süle
„Es ist immer noch alles drin!“
Den Optimismus, das Ticket zum Endspiel nach Kiew am 26. Mai trotz schwerer Ausgangslage noch lösen zu können, schöpfen die Bayern aus ihrem Auftritt gegen die Königlichen. Nach der Führung durch Joshua Kimmich in der 28. Minute hatten die Hausherren mehrere gute Möglichkeiten, diese noch weiter auszubauen, doch Franck Ribéry (34.) und Mats Hummels (41.) scheiterten knapp. Der Ausgleich für Real durch Marcelos Direktabnahme (44.) fiel so aus dem Nichts. Robert Lewandowski hätte sein Team im Gegenzug erneut in Front bringen können, doch sein Kopfball war zu unplatziert (45.).
Nach der Pause das gleiche Bild: Bayern drückte, haderte aber weiter mit der Chancenverwertung. Die fehlende letzte Konsequenz der Münchner bestrafte Marco Asensio, der einen Konter der Madrilenen zum 2:1 abschloss (57.). Allein Ribéry (59./63./69.) hatte in der Folge Möglichkeiten, um die Münchner noch zum Sieg zu schießen, aber der Ball wollte einfach kein zweites Mal über die Torlinie des Titelverteidigers. „Das Wichtigste, was im Fußball zu tun ist, haben wir nicht gemacht, Tore schießen“, gab sich Thomas Müller selbstkritisch. Joshua Kimmich sprach sogar davon, dass das Spiel locker mit 7:2 zugunsten der Bayern hätte ausgehen können. „Wir sind absolut naiv und leichtsinnig mit unseren Chancen umgegangen. Gefühlt hat Real zweimal auf das Tor geschossen und zweimal hat es geklingelt“, fasste der 23-Jährige das Spiel zusammen.
Bayern in nahezu allen Statistiken überlegen
Ein Blick auf die Statistik unterstreicht Kimmichs Aussagen. 17:7 Torschüsse, 10:3 Ecken und 60% Ballbesitz standen am Ende für die Bayern zu Buche. „Das heutige Spiel hat gezeigt, dass Real Madrid verwundbar ist in der Defensive. Da können wir wieder Hoffnung herausschöpfen“, meinte Heynckes, der die Aufholjagd im Estadio Santiago Bernabeu aber nicht ganz ohne Sorgen angehen kann. Arjen Robben (8. Minute) und Jérôme Boateng (34.) mussten im Hinspiel schon vor der Halbzeitpause angeschlagen ausgewechselt werden. In der 75. Minute erwischte es auch Javi Martínez, der nach einem Schlag auf die Schläfe vom Feld musste.
„Wir haben ein paar Verletzte und müssen schauen, wie die Diagnosen sind – wer es schafft und wer nicht“, kommentierte Hasan Salihamidzic. Auch der Sportdirektor glaubt noch an das Weiterkommen. „Gegen Real muss man einen guten Tag haben, aber wir werden alles dafür geben“, sagte der 41-Jährige, der seine Zuversicht für das Rückspiel auch aus Madrids Viertelfinalpartien gegen Juventus zieht. Nach einem 3:0-Erfolg in Turin lagen die Madrilenen im Rückspiel zwischenzeitlich mit 0:3 hinten, ehe ein Last-Minute-Tor von Cristiano Ronaldo noch den Einzug in die Runde der letzten Vier rettete. „Es zeigt, was möglich ist“, so Salihamidzic. Die Aufholjagd kann also beginnen!
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