Champions League: Pep Guardiola rotiert? Bloß nicht!Patrick Strasser, 06.03.2015 08:51 Uhr Bayern-Coach Guardiola stoppt die Rotation – denn die kostete in der Vorsaison Form und Titel. Wie der Spanier jetzt seine Stars für Donezk fit macht
München - Auf der Pressekonferenz nach der Operation Pflichterfüllung im DFB-Pokal gegen Eintracht Braunschweig (2:0) sprach Bayern-Coach Pep Guardiola einen Satz fast unbemerkt, weil ziemlich leise aus. Es ging um die nächsten Aufgaben. Und diesen Satz schob er zwischen seine höflichen Ausführungen über die doch überraschend Gegentor-resistenten Gäste aus Braunschweig und den Versuch, den Ausraster von Franck Ribéry etwas herunterzuspielen. Der Satz lautete: „Wir müssen uns jetzt gut vorbereiten für die wichtigste Woche dieser Saison – mit den Spielen in Hannover und dann gegen Donezk und in Bremen.“
Die wichtigste Woche der Saison. Die Ausflüge in den Norden rahmen das Spiel der Spiele ein: das Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Schachtjor Donezk am kommenden Mittwoch in der Allianz Arena (20.45 Uhr, ZDF und Sky live). Das 0:0 im Hinspiel ist ein Ergebnis ohne Netz und doppelten Boden. Es braucht nicht einmal eine Niederlage, selbst ein 1:1 (damit wären die Ukrainer dank der Auswärtstorregel weiter) – und die zweite Saison des Pep Guardiola läge international gesehen in Trümmern.
Und auf dieses Spiel gegen Donezk ist die gesamte Pep-Strategie ausgerichtet. Taktisch wie personell. Warum ließ Trainer Guardiola gegen Braunschweig so vorsichtig spielen, beinahe mit der kompletten A-Elf? Warum ließ er nicht angemessen rotieren angesichts von vier Partien in elf Tagen?
Es gibt einen alles überstrahlenden Grund: Der Spanier will alles anders machen als im Frühjahr 2014. Bloß nicht wieder! Damals wurde man Ende März schon Meister, ein Turbo-Titel. Doch anschließend verlor seine Mannschaft durch seine zahlreichen Personal-Rochaden erst die Spannung, dann die Form und schließlich das große Ziel Titelverteidigung der Königsklasse. 0:1 und 0:4 gegen Real Madrid – das war die große Demütigung für den Katalanen Guardiola. Der Nährboden aller Motivation für den zweiten Anlauf im wichtigsten aller Wettbewerbe. Der Stachel könnte nicht tiefer sitzen.
Die AZ-Analyse – was Pep nun alles dem Rückspiel gegen Donezk unterordnet:
Den Rhythmus beibehalten Im Frühjahr 2014 sagte Guardiola: „Die Bundesliga ist over.“ Also vorbei. Die Mannschaft hatte verstanden. Roger, Chef – over. Und so spielte sie auch. Man verlor mit Spielern aus der Regionalliga-Mannschaft in Augsburg 0:1, ein Knackpunkt. Pep schonte viele Stars am Wochenende, damit sie in der Champions League Höchstleistungen bringen. Was im Viertelfinale gegen Manchester United (1:1 und 3:1) noch gut ging – im Rückspiel stand es 0:1, kurzzeitig war man raus. Nun sollen die Stars regelmäßig spielen, alle drei, vier Tage. Und höchstens mal vorzeitig Feierabend machen (wie gegen Braunschweig Ribéry, Schweinsteiger und Robben).
Keine Experimente wagen Es wäre ein Leichtes für Guardiola gewesen, seine Achse Neuer-Boateng-Schweinsteiger-Robben einmal pausieren zu lassen. Auch mit Pepe Reina, dem Ersatzkeeper, mit einer Innenverteidigung Dante/Badstuber sowie Rode in der Mitte und Altstar Claudio Pizarro im Sturmzentrum hätte man den Zweitligisten ausgeschaltet. Doch der Trainer will sich nichts vorwerfen lassen. Nur keine Experimente. Alles soll beim Gewohnten bleiben. Es pausieren nur Spieler, wenn es medizinisch sinnvoll ist (Benatia) oder einer der fünf Offensiven draußen bleiben muss (Müller).
Die Launen der Stars pflegen Ebenfalls wichtig für Pep: Nur keine Reibereien, keine unzufriedenen Schlüsselspieler in der letzten Woche vor dem entscheidenden Match gegen Donezk. Wenn Robben glücklich ist, weil er ohne Blessuren ständig spielen kann – nur zu! Wenn Ribéry und Schweinsteiger noch Wettkampfpraxis und Minuten brauchen – bitte! Was bedeutet: Die Herren Reina, Pizarro, Weiser und demnächst auch wieder Dante werden sich gedulden müssen, was weitere Einsätze betrifft.
Quelle: abendzeitung-muenchen.de