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Eigentlich hat Tom Starke seine Karriere im Sommer beendet. Als sich dann Manuel Neuer im September jedoch erneut verletzte, nahm der 36-Jährige seine Schuhe wieder vom Nagel und half dem FC Bayern aus. Vom Ruhestand ging es schnell wieder zurück auf den Rasen und sogar zwischen die Pfosten. Gegen Frankfurt und Köln hielt Starke seinen Kasten sauber und verhalf dem Rekordmeister zu zwei Siegen. Der Schlussmann zeigte deutlich, dass sich der FCB immer auf ihn verlassen kann und beeindruckte seine Teamkollegen. „Er sieht aus wie 50 und ist fit wie mit 28“, meinte beispielsweise Javi Martínez.

Mit fcbayern.com sprach Starke über seine Rückkehr zur Mannschaft, wie er es schafft, gleichzeitig seiner Arbeit am FC Bayern Campus nachzugehen und wie ihm der Hashtag „Starke die Krake“ gefällt.

Das Interview mit Tom Starke:

Ende September bist du für den verletzten Manuel Neuer eingesprungen und seitdem wieder voll dabei. Wie ist es, wieder im Profigeschäft zu sein?
Starke: „So lange war ich ja nicht raus, eigentlich waren es nur ein paar Wochen. Wir haben die Entscheidung im Sommer bewusst getroffen, um auch Platz zu machen für die Jungen, die nachkommen. Zum Beispiel für Christian Früchtl oder Ron-Thorben Hofmann. Jetzt ist es, wie es ist. Ich mache es gerne, ich bin noch fit. Fußball macht mir immer Spaß.“

Wie viel musstest du wieder aufholen, bezogen auf Fitness und Kraft?
Starke: „Die Kraft war nicht so wirklich weg. In meinem neuen Job als Torwarttrainer muss ich ja zum Beispiel viel schießen, dass kann ich nicht kalt machen. Da muss ich schon auch achtgeben, dass die Muskulatur warm ist, dass die Kraft da ist, damit ich mich nicht verletze. Daher war das Ok. Die Trainingsbelastung bei den Profis des FC Bayern ist natürlich etwas anderes, das ging anfangs schon auf die Pumpe. Aber man kommt da schnell wieder rein.“

Wie lange hast du überlegt, als die Anfrage nach Manuel Neuers Verletzung kam?
Starke: „Da musste ich gar nicht überlegen. Wir haben letzte Saison schon abgesprochen, dass sie immer auf mich zählen können, sollte Not am Mann sein. Wir haben alle nicht erwartet, dass die Situation dann so schnell eintritt. Manuel sollte nach der langen Verletzung wieder fit bleiben. Das war leider nicht der Fall. Hasan Salihamidzic hat mich dann angerufen und damit war für mich sofort klar, dass ich natürlich einspringe. Aber ich wollte auch unbedingt meinem neuen Job parallel nachgehen, um weiter für die Jungs da zu sein.“

Du warst eigentlich schon im Ruhestand. Welchen Anreiz hast du, dich täglich zu motivieren und an dein Limit zu gehen?
Starke: „Ich motiviere mich dadurch, dass es mein Hobby ist. Ich stehe mit den besten Spielern, die es weltweit zur Verfügung gibt, auf dem Platz. Das war schon immer der Anreiz. Jetzt geht es darum, den Jungs weiterzuhelfen. Sie brauchen mich und es ist ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden.“

Du warst zwar nicht so lange raus, hast du trotzdem schon etwas vermisst?
Starke: „Das Gefühl, auf dem Platz zu stehen, hat schon seinen Reiz. Das habe ich vor allem dann gemerkt, als ich wieder zurück war. Da hat man erst gemerkt, dass schon etwas gefehlt hat. Allerdings macht mir die neue Aufgabe unheimlich Spaß, dass man gar nicht darüber nachdenkt, was einem fehlt. Ich freue mich jeden Tag, meine neue Aufgabe angehen zu können. Ich lerne unheimlich viel.“

Gibt es etwas, das du gar nicht vermisst hast?
Starke: „(Lacht) Die vielen Reisen. Es gehört natürlich dazu. Aber ich habe eigentlich meiner Familie versprochen, dass ich öfter zuhause bin und Zeit mit ihnen verbringen kann. Das kommt jetzt leider wieder etwas kurz.“

Neben dem Training fährst du auch noch fast täglich zum Campus, um deine Arbeit dort zu erledigen?
Starke: „Ich trainiere vormittags an der Säbener Straße. Mache dann meine nötigen Regenerationsmaßnahmen und nach dem Mittagessen geht es zum Campus. Dann kümmere ich mich dort um meine Aufgaben und stehe um ca. 17:30 Uhr auf dem Platz mit den Jungs.“

Wie ist diese Doppelbelastung?
Starke: „Körperlich geht es und vom Kopf her muss man sich damit arrangieren. Es macht mir aber so viel Spaß, da muss ich mich nicht extra motivieren. Ich kann hier kicken und gehe meinem Hobby nach und am Campus kann ich meine Ideen einbringen. Mit dem Gelände dort wurde etwas geschaffen, das in Deutschland seines Gleichen sucht.“

Wie sehen deine Aufgaben dort genau aus?
Starke: „Auf dem Papier bin ich Torwartkoordinator. Ich kümmere mich um alle Torhüter von der U9 bis zur U19, und jetzt auch der U23. Es geht um die Philosophie, wie unsere Torhüter sein sollen. Es geht um das Scouting, welche Torhüter-Typen wollen wir haben, die uns weiterbringen und die Spielphilosophie des FCB bis nach oben tragen können. Ich bespreche mich wöchentlich mit den einzelnen Torwarttrainern, wie die Entwicklung der Jungs ist. Selbst trainiere ich die U19, weil das die Spitze im Campus ist, und die U15, weil ich den Blick in die jüngeren Jahrgänge haben will.“

Wie geht es weiter bei dir? Wie lange bleibst du beim Team? Gibt es da schon Absprachen?
Starke: „Die einzige Absprache lautet, dass ich zur Verfügung stehe, bis die anderen wieder fit sind. Da habe ich natürlich gesagt, dass ich das mache. So lange die Knochen tragen, bin ich da. Ganz ehrlich hoffe ich aber, dass Manu ganz schnell wieder zurückkommt. Ich hoffe, ich kann den Staffelstab bald wieder übergeben.“

Im Pokal trefft ihr auf deinen Ex-Klub Paderborn. Hast du noch Kontakt zum Verein? Wie waren die Reaktionen?
Starke: „Mit dem Sportdirektor, Markus Krösche, habe ich noch zusammengespielt und einige andere aus dem Verein kenne ich auch noch. Ich freue mich schon, zurückzukehren. Die Reaktionen waren natürlich etwas mit Ironie. Zum Beispiel, ob wir uns mit 3:0 für Paderborn zufriedengeben würden. (lacht) Da war natürlich viel Spaß dabei. Ich denke, wir sind das schwerste Los, das sie bekommen konnten. Sie werden versuchen, alles in die Waagschale zu werfen. Für sie wird es sicherlich das Spiel des Jahres.“

Was ist dieses Jahr drin für den FC Bayern?
Starke: „Alles. Im Pokal haben wir mit Dortmund und Leipzig unsere zwei schärfsten Konkurrenten ausgeschalten. Trotzdem kann in einem Spiel alles passieren. Da müssen wir hellwach sein, aber ich denke, der Titel wird nur über uns gehen. In der Meisterschaft läuft es rund, wir hatten einen guten Start in Leverkusen. Und in der Champions League ist ab dem Viertelfinale jeder in der Lage, den Titel zu holen. Da geht es um Tagesform und auch etwas um Glück. Im Moment ist die Stimmung im Team sehr gut. Qualität haben wir sowieso und die Verletzten kommen bis auf Manu und Thiago auch wieder. Der Trainer hat wieder mehr Optionen und kann den ein oder anderen schonen. Es gäbe nichts Schöneres, am Ende nochmal auf dem Rathausbalkon zu stehen – gerne auch drei Mal.“

Was ist das eigentlich für ein Gefühl, wenn man am Ende der Karriere sogar noch einen eigenen Hashtag bekommt?
Starke: „(Lacht) Starke die Krake. Den finde ich ziemlich cool. Das ist ja nicht aus Galgenhumor entstanden, weil ich schlecht war. Meine Leistungen wurden damit honoriert. Natürlich mit einem Augenzwinkern, aber dafür bin ich immer zu haben.“


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