Darum müssen die Bayern auf Douglas Costa achten
Bayerns Douglas Costa war die Überraschung der Hinrunde. Nun will es der Brasilianer auf das Niveau von Messi und Ronaldo schaffen. Trainer Guardiola und Sportchef Sammer sehen darin auch eine Gefahr. Bayerns Douglas Costas bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Torjubel. In der Hinrunde traf er in der Bundesliga fünfmal - Foto: Getty Images Wenn andere Wodka in den Energy-Drink schütten und aufbrechen ins Nachtleben, geht für Douglas Costa die Arbeit erst los. Der neue Star des FC Bayern bringt seine Muskeln gern mal am späten Abend zum Brennen. Neben den Einheiten mit dem Team arbeitet der Brasilianer auch noch im Alleingang an seiner Fitness. Während des Winterurlaubes in seiner Heimat Porto Alegre ging der 25-Jährige oft gegen Mitternacht mit Personal Trainer ins Gym. Extraschichten für hohe Ziele.
Wenn Costa mit dem Rekordmeister am Freitag beim Hamburger SV in die Bundesliga-Rückrunde startet (20.30 Uhr, Liveticker auf welt.de), geht es für den Profi nicht nur um das große Ziel, mit Bayern das Triple zu ergattern, Meisterschaft, Champions League und DFB-Pokal zu gewinnen. Costa ist auch auf einer ganz persönlichen Mission.
Das rasante Leichtgewicht – Costa wiegt ganze 65 Kilogramm bei 1,72 Meter Körpergröße – will so schnell wie möglich in den Kreis der besten Spieler der Welt vorstoßen. Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Douglas Costa – das ist die Zielvorgabe, wie er zuletzt in Interviews erklärte.
Vom Nobody zum PromiDer Ehrgeizling ist auf einem guten Weg: Selten zuvor hat ein neuer Profi in der Bundesliga ähnlich überragend debütiert wie der Linksfuß. Selten hat ein Spieler binnen sechs Monaten mehr neue Fans gewonnen und hinzu seinen internationalen Bekanntheitsgrad in höchste Höhen katapultiert. Durch fünf Tore und 14 Torvorlagen für die Bayern ist Costa inzwischen sogar in seiner fußballverrückten Heimat vom Nobody zum Promi aufgestiegen.
Was Brasiliens Nationaltrainer Carlos Dunga, ein eher zögerlich agierender Typ, nur zu genau registrierte. Der 52-jährige Ex-Profi und Weltmeister von 1994 hat Costa fest eingeplant für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland.
Für 30 Millionen Euro wechselte der Außenstürmer im Sommer von Schachtjor Donezk nach München. Was auf den ersten Blick als enorm hohe Ablöse erschien, wird heute als Schnäppchenpreis betrachtet. Sicher, Costa hatte mit seinem ehemaligen ukrainischen Klub auch in der Champions League gespielt, im Achtelfinale 2014/2015 sogar gegen die Bayern. Dennoch kannten ihn und seine Qualitäten in Deutschland nur die Allerwenigsten.
Sammer lobt Costas KonstanzDer scheidende Trainer Pep Guardiola aber – und auch die FCB-Chefs – hatten sein grandioses Potenzial sehr genau erkannt. "Sein Leistungslevel war mir klar", sagt Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer. Um gleich eine Lobeshymne nachzuschieben: "Beeindruckend war in der Hinrunde vor allem seine Konstanz. Die war fantastisch."
Costa begeisterte auf allen Ebenen: mit Schnelligkeit, Dribblings, Übersicht und Pässen. Nur folgerichtig wählten ihn seine Bundesligakollegen zum besten Feldspieler der Hinrunde, deutlich vor Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang. Costas Marktwert liegt zwar laut transfermarkt.de aktuell bei 35 Millionen Euro, im Vergleich zu anderen heiß gehandelten Topprofis ist aber eher die doppelte Summe realistisch für sein Leistungsvermögen und Alter. Zumal sein Vertrag auch noch bis 2020 läuft.
Für Costa geht es ohnehin zunächst nicht um einen Vereinswechsel, sondern vielmehr darum, seine Leistungen zu bestätigen. Und um Antworten auf wichtige Fragen: Kann der Überflieger auch gegen die großen Rivalen in der europäischen Königsklasse so auftrumpfen wie in der Gruppenphase gegen Zagreb und Olympiakos Piräus? Gegen Juventus Turin – Bayerns Gegner im Achtelfinale – und danach womöglich gegen den FC Barcelona oder Real Madrid? Das wäre die Voraussetzung für den anvisierten Platz auf dem Olymp, neben Messi oder Ronaldo.
"Man muss die Balance finden"Sammer sieht in Costas großen Tönen nicht nur Positives. Er finde es zwar generell immer gut, wenn sich jemand höchste Ziele stecke. Er warnt aber vor übermotivierten Ambitionen. "Pep und sein Stab haben ein Auge dafür, dass keiner überdreht, und ich schaue auch darauf. Man muss die Balance finden", betont der Europameister von 1996.
Der interne Konkurrenzkampf in der Offensive wird zudem in der Rückrunde größer, auch damit muss Costa lernen umzugehen. Sein unmittelbarer Konkurrent, Arjen Robben, ist nach muskulären Problemen einsatzbereit, die ebenfalls verletzten Franck Ribéry und Mario Götze sollen im Februar wieder fit sein.
Weltmeister Thomas Müller erwähnte im Trainingslager in Doha/Katar zu Recht, dass der Konkurrenzkampf in der Rückrunde für alle Angriffsspieler deutlich höher sein werde. Costa wird sich auf seiner Position beweisen müssen, gegen absolute Weltklasse-Flügelspieler wie Ribéry, Robben oder auch den hoch talentierten Kingsley Coman, der ebenfalls im Sommer kam. Der Aufstieg zu Messi und Ronaldo beginnt für Douglas Costa an der Säbener Straße. In jedem Bayern-Training.
Quelle: welt.de