Hannovers Top-Einkauf in der Warteschleife
Frontzeck glaubt an Erdinc: "Da kommt noch was"
In der Stürmer-Hierarchie wurde er vorerst von Artur Sobiech überholt. Doch bei Hannover 96 erhoffen sie sich nach wie vor noch viel vom ihrem türkisch-französischen Sommer-Einkauf Mevlüt Erdinc - allen voran Trainer Michael Frontzeck.
Keine Frage, dieses 1:0 gegen Bremen, der erste Sieg in der laufenden Saison, war ein echter Brustlöser für alle in Hannover. "Wichtig, dass wir den Bock umgestoßen haben", so Michael Frontzeck, der mit dem Begriff "Befreiungsschlag" allerdings vorsichtig umgeht. "Wir werden in den nächsten Wochen sehen, welche Strahlkraft das hat. So muss es weitergehen. Ich habe viele gute Dinge gesehen, aber auch noch eine Menge Arbeit."
Genugtuung empfindet der Trainer, der nach den Anfangsniederlagen bereits mächtig in die Kritik geraten war, keine. "Mich tangiert nicht, was über mich gesagt wird. Was zur Mannschaft gesagt wird allerdings schon." Gestört hat Frontzeck, wie in der Öffentlichkeit mit dem ersten Auftreten von Top-Einkauf Mevlüt Erdinc umgegangen wurde. Der 3,5-Millionen-Stürmer aus St. Etienne enttäuschte bisher, deutete aber nach seiner Einwechslung gegen Bremen am Samstag zumindest in einer Szene an, welches Potenzial in ihm schlummert. Ein kraftvolles 40-Meter-Solo hatte er da mit dem schwächeren linken Fuß abgeschlossen und war aus gut 16 Metern nur knapp an Gäste-Torhüter Wiedwald gescheitert. "Mevlüt hat eine super Aktion gehabt, in der der Torwart gut hält", lobte Frontzeck.
Frontzeck: "Ich kann Mevlüt genauso spielen lassen"
In der internen Stürmer-Hierarchie ist Erdinc seit fünf Spielen abgerutscht, seinen Platz in der Startelf musste er für den Polen Artur Sobiech räumen, der das Vertrauen des Trainers in seinem ersten Spiel von Beginn an gegen Borussia Dortmund mit zwei Toren rechtfertigte, dann aber ebenfalls wieder etwas abfiel. "Ich habe mich jetzt mal für Artur entscheiden seit Dortmund, aber das ist natürlich ein enges Rennen. Artur hat die Chance genutzt, macht einen guten Job, arbeitet viel, macht die Bälle fest. Mevlüt, denke ich, wird hier noch das bringen, was ich mir vorstelle, und was wir bei ihm gesehen haben", so Frontzeck mit Verweis auf die Sommer-Transferperiode, als man den Türken mit französischem Pass für 96 als interessant befand. Der 96-Coach hat den festen Glauben an den 28-Jährigen: "Da kommt noch was. Mevlüt ist ein erfahrener Spieler, ich kann ihn genauso spielen lassen wie Artur."
Nur wenige hätten anfangs mit Erdinc etwas anfangen können, weiß Frontzeck. "Aber die Vita ist so, dass er etwas nachzuweisen hat." Zumindest für seine nationalen Verhältnisse gilt das allemal. Kein türkischer Spieler erzielte in den vergangenen zehn Jahren in den europäischen Top-Ligen mehr Treffer als Erdinc, der - unter anderem auch für Paris St. Germain - insgesamt 82 Tore in Frankreichs Ligue 1 erzielte.
Mit Spannung und Ungewissheit beobachtet 96 Erdincs Trip zur Nationalelf
In der Bundesliga befindet sich Erdinc bei 96 noch in der Warteschleife. Mit Spannung und Ungewissheit beobachten die Hannoveraner nun seinen aktuellen Trip zur türkischen Nationalelf. Während der vorigen Länderspielpause war er in zwei Spielen jeweils im letzten Moment aus dem großen bestellten Kader von Auswahltrainer Fatih Terim ausgemustert und auf die Tribüne versetzt worden. Wertvolle Zeit der weiteren Eingewöhnung in Hannover war so ungenutzt verstrichen. "Wir können nichts machen, bei den internationalen Abstellungen sind uns die Hände gebunden", bedauert Frontzeck.
Quelle:
www.kicker.de