St. Petersburg. Nach dem verwandelten Matchball fielen sie sich in die Arme. Groß war die Erleichterung, nachdem Timo Boll und Christian Süß einen 1:3-Satzrückstand im Doppel-Finale der LIEBHERR Europameisterschaften gegen Werner Schlager aus Österreich und Trinko Keen aus den Niederlanden noch in einen Sieg umbiegen konnten. Mit diesem Triumph verteidigten die beiden Deutschen ihren Titel von Belgrad 2007.
Schlager/Keen mit 3:1-Satzführung
Werner Schlager ging leicht gehandicapt in dieses Endspiel. Im Einzel-Halbfinale gegen Timo Boll hatte er sich eine leichte Verletzung im rechten Schlagarm zugezogen, von der zu Beginn des Spiels allerdings wenig zu spüren war. Den Aufwärmsatz holten sich Schlager/Keen 11:9 mit ihrem ersten Satzball. In Durchgang zwei war es vor allem Timo Boll, der die Richtung vorgab. Auch aus der Defensive heraus, sorgte er immer wieder für wichtige Punktgewinne für die deutsche Kombination. Eine 4:1-Führung nutzten sie über 7:3 zum Satzausgleich. Die Dominanz des zweiten ging ihnen in Satz drei etwas verloren. Schlager/Keen taten ihrerseits wieder mehr für die Offensive. Schlager eröffnete die Ballwechsel, die Keen dann häufig mit dem Punktgewinn abschloss. Mit 11:7 ging Durchgang drei an die beiden Routiniers. Mehr und mehr bestimmte der Einzel-Weltmeister von 2003 nun das Geschehen am Tisch. Keen hielt den Ball im Spiel und Schlager punktete in Durchgang mit Vor- und Rückhand teilweise spektakulär. Der Österreicher ging hohes Risiko und wurde dafür mit dem Gewinn des vierten Satzes belohnt: 11:7 für Schlager/Keen.
Mit dem Rücken zur Wand steigerten sich die beiden Deutschen und bekamen wieder mehr Sicherheit in ihr Spiel. Den Anschluss zum 2:3 machten sie in einem ausgeglichenen Satz, der sich erst in der Schlussphase zu Gunsten von Boll und Süß entwickelte.
Durchgang sechs begannen Boll/Süß mit dem Schwung aus dem sechsten. Dieser verlief sich aber im Verlaufe des Satzes, so dass Bundestrainer Prause bei 6:7 die Auszeit zog, um noch einmal vor dem Satzfinale auf sein Parade-Doppel einzuwirken. Prauses Worte fruchteten. Aus dem 6:7 machten sie ein 10:8 und nutzten Satzball eins zum 11:8. Satzausgleich. Die beiden Satzgewinne in Folge, schienen Boll/Süß aber zunächst keine weitere Sicherheit zu verleihen. Mit relativ einfachen Punktgewinnen erarbeiteten sich Schlager/Keen eine 6:3-Führung. In dieser schwierigen Phase war es Christian Süß, der die Deutschen mit brillanten Bällen im Spiel hielt. Von 3:6 führte er sie auf ein 10:6. Den Matchball verwandelte Timo Boll zum Titelgewinn.
"Ein lachendes und ein weinendes Auge"
„Ich bin schon sehr erleichtert,“ so Christian Süß unmittelbar nach dem Spiel. „Wir haben lange Zeit nicht so gut gespielt, aber immer versucht weiterzumachen und etwas zu probieren. Zur Mitte des siebten Satzes kamen wir immer besser ins Spiel. Ich habe dann auch endlich den Mut gefunden, die Bälle mit der Rückhand früh und aggressiv zu nehmen. Bis dahin war ich mit der Rückhand viel zu passiv. Erst zum Ende der Partie habe ich so gespielt, wie ich mir das eigentlich vorstelle.
Sein persönliches EM-Fazit fällt gemischt aus: „Mit dem Sieg im Doppel haben wir unsere Mission erfüllt und den Titel verteidigt. Das freut mich natürlich. St. Petersburg werde ich aber mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen. Im Doppel haben wir den Titel geholt. Meine Leistung im Einzel aber war katastrophal.“
Christian Süß und Timo Boll gewinnen den Doppel-Titel bei den LIEBHERR Europameisterschaften von St. Petersburg dank eines 4:3 Erfolges gegen Werner Schlager und Trinko Keen. Damit wiederholen sie ihren Erfolg aus dem vergangenen Jahr in Belgrad.
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