St. Petersburg. Am letzten Wettkampftag der LIEBHERR Europameisterschaften von St. Petersburg bat der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) die anwesenden deutschen Pressevertreter zur Bilanz-Pressekonferenz in das Pressezentrum des Sport- und Kulturkomplexes zu St. Petersburg. DTTB-Präsident Thomas Weikert, Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig und Damen-Bundestrainer Jörg Bitzigeio zogen bereits vor den Endspielen im Einzel und Doppel am Nachmittag eine positive Bilanz aus Sicht des DTTB:
Dirk Schimmelpfennig, Sportdirektor: "Aus Sicht des Deutschen Tischtennis-Bundes waren es erfolgreiche Europameisterschaften, trotz erschwerter Bedingungen. Erschwert deshalb, da diese Europameisterschaften bereits der dritte Saisonhöhepunkt sind - nach den Weltmeisterschaften im Februar und den Olympischen Spielen. Da stellt sich die Frage nach der Kondition, Konzentration und Motivation der Spieler. Die Olympischen Spiele sind gerade einmal sieben Wochen her. Auch die Materialfrage hat die EM natürlich geprägt. Es gab große Schwierigkeiten im Kontrollverfahren. In diesem Bereich bedarf es sicher einiger Verbesserungen. Die Frage ist, ob man das Kontrollverfahren den Regeln anpasst oder die Regeln dem Kontrollverfahren. Für die Spielerinnen und Spieler war es aufgrund der Materialdiskussion sicherlich nicht einfach, hier zu spielen. Bei den LIEBHERR Europameisterschaften in Stuttgart wird dieses Problem hoffentlich für alle Seiten zufriedenstellend gelöst sein."
Der Sportdirektor zum Abschneiden der Herren "Die Herren haben den EM-Titel und Olympia-Silber innerhalb von sieben Wochen gewonnen. Das ist für den Leistungssport sicherlich ungewöhnlich. Die Herren haben alle drei Finals erreicht und sind insgesamt sehr stark aufgetreten. Timo war bisher herausragend."
"Dimitrij musste sich durch das Turnier quälen. Körperlich und mental ist es für einen so jungen Spieler nicht leicht, zwei Großereignisse innerhalb so kurzer Zeit auf konstant hohem Niveau zu bestreiten. Zudem sucht er noch nach dem richtigen Material. Das gilt auch für Christian. Er hat sich durchgekämpft und sich auf den Doppel-Wettbewerb konzentriert. Bastian hat grandios gespielt. Er war immer da, wenn die Mannschaft ihn gebraucht hat. Herausragend war seine Leistung auch im Einzel. Patrick war sehr stark. Diese ist umso höher zu bewerten, da er in der DTTL nicht regelmäßig zum Einsatz kommt. Es ist der Podolski-Effekt: im Verein ohne Einsatz, im Nationaltrikot stark. Ich hoffe, dass er sich mit seinen Auftritten hier für mehr Spiele im Verein empfehlen konnte. Zoltan hatte Pech mit der Auslosung. He Zhi Wen ist für ihn einfach ein sehr unangenehmer Gegner. Rossi war der Faktor Frische auf der Bank. Solche Veränderungen schaffen einfach noch mal neue Reize für die Spieler. Dies ist vor allem bei so einer Häufung von Wettkämpfen sehr wichtig."
Der Sportdirektor zum Abschneiden der Damen "Wir haben durch Amelie Solja im Doppel ein Viertelfinale erreicht. Das Ergebnis ist insgesamt nicht zufriedenstellend. Der Akku war bei Dudu irgendwann einfach leer. Sowohl körperlich als auch mental. Die Vorbereitung auf die EM konnte so kurz nach den Olympischen Spielen sicherlich nicht optimal sein. Das ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass man eine Balance zwischen Regeneration und einer gezielten Vorbereitung finden muss. Lulu hat durchwachsene Leistungen gezeigt. Bei ihr war mehr möglich. Bei Amelie habe ich im Einzel einige Schwächen gesehen. Sie hat nicht ihr bestes Tischtennis gespielt. Im Doppel hat sie in einer nicht eingespielten Kombination das Viertelfinale erreicht. Das ist beachtlich. Die Leistung von Kristin habe ich als ansprechend empfunden. Kristin hat sich mit ihrer Leistung noch näher an den Kreis der Nationalmannschaft herangespielt."
"Im Mannschafts-Wettbewerb hat uns das 0:3 gegen die Kroatinnen das Genick gebrochen. Die Gruppe was gut besetzt, aber wenn man diese nicht übersteht, gehört man eben nicht zu den besten acht Mannschaften Europas. Bei den Olympischen Spielen war das 0:3 zum Auftakt gegen die Rumäninnen ein Schock, von dem wir uns nicht haben erholen können. Bei der EM haben wir gegen sie in ähnlicher Besetzung mit dem 3:1 einen guten Start gehabt. Mit dem 0:3 gegen Kroatien haben wir diese gute Ausgangslage leider selbst kaputt gemacht."
Der Sportdirektor zum Ablauf der EM "Wir hatten hier gute Spielbedingungen, und es wurde sich vom Veranstalter sehr um die Spieler und Betreuer bemüht. Die Kulisse war dagegen nicht ganz zufriedenstellend. Bei den LIEBHERR Europameisterschaften 2009 in Stuttgart wollen wir für mehr Zuschauer in den Hallen sorgen."
DTTB-Präsident Thomas Weikert "Der Mannschaftstitel war sehr wichtig. Ich bin positiv überrascht, dass wir wieder den Titel geholt haben. Nach dem kräftezehrenden Programm bei den Olympischen Spielen und der kurzen Phase der Vorbereitung auf St. Petersburg war das nicht unbedingt zu erwarten. Man hat vor allem im Halbfinale gesehen, dass es mehrere Mannschaften in Europa gibt, die uns ernsthaft gefährden können."
"Die Unterbringung, die Verpflegung und Gegebenheiten in der Halle waren gut. Daran werden wir uns in Stuttgart in nächsten Jahr messen lassen müssen. Wir wollen mit der LIBHERR EM 2009 aber in allen Bereichen neue Maßstäbe setzen. So werden wir unter anderem mit einem umfangreichen Breitensportprogramm das Angebot für die Zuschauer über den Spitzensport hinaus abwechslungsreich und vielfältig gestalten."
Damen-Bundestrainer Jörg Bitzigeio "Mit dem Abschneiden bei dieser EM können wir sicherlich nicht zufrieden sein. Es geht jetzt darum, Aufbauarbeit zu leisten, um wieder Anschluss an die europäische Spitze zu finden. Darum wird es in nächster Zeit gehen. Im Mannschaftswettbewerb haben wir es trotz zweier Siege nicht ins Viertelfinale geschafft. In den anderen Gruppen hätten wir mit unserer Vorrunden-Bilanz das Viertelfinale erreicht. Aber wenn man die Gruppe nicht übersteht, gehört man halt nicht zu den besten Mannschaften Europas."
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