Preußen nach perfektem Einstand bei Fortuna Köln SpitzenreiterKöln/Münster - So in etwa hatten sich die Preußen ihren optimalen Start in die Saison 2018/19 ausgemalt. Mit 4:1 (2:0) gewannen sie in einer hitzigen Partie bei Fortuna Köln. Auch wenn das noch nicht viel aussagt am ersten Spieltag: Münster ist fürs Erste Tabellenführer.
Von Thomas Rellmann
Torjubel Dadashov Foto: Jürgen Peperhowe
Besser hätte es zum Saisonstart kaum laufen können für Preußen Münster. Durch ein 4:1 (2:0) bei Fortuna Köln setzte sich der Zehnte der Vorsaison nach sieben von zehn Begegnungen des ersten Spieltags an die Spitzenpositionder 3. Liga. Diszipliniert, aggressiv, leidenschaftlich, abgebrüht - mit diesen Attributen zog der SCP dem Gastgeber den Zahn. Ein Konter-Tor, eins aus dem Ballbesitz heraus, eins nach einem Standard und eins nach Direktspiel - diese Bilanz konnte sich sehen lassen. Zumal der Gegentreffer aus einem Strafstoß nach individuellem Fehler resultierte.
Trainer Marco Antwerpen wartete mit der einen oder anderen Überraschung auf. Er ließ mit Vierer- statt Dreierkette spielen, sodass Ole Kittner auf der Bank blieb. Kevin Rodrigues Pires erhielt im 4-3-3 den Zuschlag als Zehner, hinter ihm agierte unter anderem René Klingenburg. Lucas Cueto begann vorne links, rechts spielte mit Tobias Warschewski der zweite im Juni fast schon ausgebootete Gewinner der Vorbereitung. Der Youngster lief erstmals an der Seite von Rufat Dadashov auf - zwei echte Stürmer. Niklas Heidemann war natürlich hinten links gesetzt, der fünfte Neuzugang hatte es aber in sich: Oliver Schnitzler stand im Tor und erhielt den Vorzug vor Urgestein Max Schulze Niehues. Der 29-Jährige muss sich einmal mehr mit der Ersatzrolle zu Saisonbeginn zufrieden geben.
Das Spiel begann durchaus rasant, beide Mannschaften suchten den Weg nach vorne. Münster presste ganz ordentlich. Den ersten großen Auftritt hatte aber einer, der eigentlich gar keine Chance mehr hatte: Cueto. Nach einem Zuspiel an die Mittellinie von Klingenburg lief er seinem Gegenspieler Dominik Ernst mit einem unglaublichen Tempo davon, preschte allein aufs Tor zu und überwand Keeper Nikolai Rehnen mit links ins lange Eck zum 1:0 (9.)! Was für ein Auftakt, was für eine Ansage des 22-Jährigen!
Die nächste wilde Szene nach 17 Minuten: Bei einem langen Ball musste Schnitzler alles riskieren. Er klärte weit vor dem Sechzehner per Kopf vor Hartmann, dem der Ball aber über das Gesicht von Sandrino Braun vor die Füße fiel. Hartmanns folgenden Versuch blockte noch Fabian Menig, dann hatte auch noch Kwame Yeboah das leere Tor vor sich, Simon Scherder aber klärte im letzten Moment. Köln reklamierte zu Recht, da sei die Hand im Spiel gewesen. Knifflig! Tief durchatmen also, auch weil Schnitzler nach kurzer Behandlung weitermachen konnte.
Die Gegenstöße der Gäste hatten es in sich, gerade wenn Cueto den Turbo einlegte. Den Ball überließen sie aber nun vermehrt den Rheinländern. Der für den verletzten Hamdi Dahmani eingewechselte Michael Eberwein hatte aus der Distanz eine ganz gute Möglichkeit (33.). Die Partie wurde nach einer halben Stunde zusehends nickliger. Mal kam es zur Rudelbildung (Klingenburg hatte Robin Scheu in den Würgegriff genommen und kam ohne Karte davon), mal zu langen Diskussionen, die Hausherren fühlten sich oft benachteiligt. Der SCP aber blieb gelassen und schlug zu in einem Moment, der kaum passender hätte sein können. Heidemann schaltete sich mal links nach vorn ein, flankte perfekt ins Zentrum und fand Dadashov, der nicht minder optimal per Kopf die Kugel im Netz versenkte (43.). Ein wirklich blitzsauberer Treffer kurz vor der Pause, der aufgrund seiner Entstehung über zwei Neue auf der Trainerbank Riesenjubel auslöste. Auf der Gegenseite musste Coach Uwe Koschinat wegen Meckerns auf die Tribüne. Ein bisschen war sein Ärger verständlich.
Der Dauerbrenner unter den Trainern hatte nach dem Wechsel gerade auf der anderen Seite Platz genommen, da schlug es schon wieder im Kasten der Südstädter ein. Freistoß Rodrigues Pires, Kopfball-Verlängerung Scherder an den Pfosten, ein über die Linie trudelnder Ball - und am Ende drückte Klingenburg die Kugel ins leere Tor (47.). Die Entscheidung?
Nicht ganz. Denn Lion Schweers leistete sich gegen Eberwein einen fatalen Ballverlust am eigenen Strafraum. Innen klammerte Menig gegen Hartmann, den folgenden Elfmeter verwandelte der Gefoulte souverän (53.). Das 1:3 hatte immerhin zur Folge, dass die Preußen aktiver wurden. Zunächst rettete Rehnen gegen Cueto (57.), nach der anschließenden Ecke klärte Hartmann den Braun-Kopfball aus 17 Metern (!) auf der Linie.
Die Münsteraner ließen hinten in der Schlussphase kaum mehr etwas zu, auch weil das Anlaufen in der Spitze wieder gut funktionierte. So kamen die Fortunen selten zur Entfaltung. Das Spiel wurde immer zerfahrener, nicht zum Nachteil der Adlerträger. Viele Unterbrechungen, viel Zeitgewinn. Beinahe hätte der gerade eingewechselt Martin Kobylanski mit einem sehenswerten Freistoßschlenzer ans Lattenkreuz alles klar gemacht (77.). 90 Sekunden später setzte er den nächsten ruhenden Ball nur knapp ans Außennetz. Den Deckel drauf machte schließlich Klingenburg, der sich mit seinem dritten Scorerpunkt und zweiten Treffer zum Mann des Tages aufschwang. Rodrigues Pires hatte den Ball nach einem Doppelpass ideal in seinen Lauf gelegt (84.). Auf den Rängen feierten die etwa 600 Preußen-Fans fassungslos vor Freude diesen Erfolg. Der zweite große Schauer des Nachmittags juckte da schon lange keinen mehr.
Fortuna: Rehnen - Ernst (79. Bröker), Kyere, Fritz, Schiek (62. Andersen) - Brandenburger, Kegel - Scheu, Dahmani (23. Eberwein), Yeboah - Hartmann
SCP: Schnitzler - Menig, Schweers, Scherder, Heidemann - Klingenburg, Braun - Rodrigues Pires - Warschewski (68. Hoffmann), Dadashov (74. Kobylanski), Cueto (81. Kittner)
Schiedsrichter: Daniel Schlager (Rastatt)
Tore: 0:1 Cueto (9.), 0:2 Dadashov (43.), 0:3 Klingenburg (47.), 1:3 Hartmann (53./FE), 1:4 Klingenburg (84.)
Zuschauer: 3206
Gelb: Kegel, Hartmann, Andersen / Menig, Scherder
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