Herr Gross, bei Ihrem Amtsantritt stand der VfB Stuttgart auf dem Relegationsplatz 16, es folgten in der Bundesliga ein Unentschieden und zuletzt fünf Siege in Serie, dazu ein Erfolg in der Champions League. Haben Sie diese Entwicklung von Anfang an für möglich gehalten?
Gross: Der Sieg in der Champions League gegen Unirea Urziceni war wichtig für das Selbstvertrauen der Mannschaft. Den Schwung und die positiven Ansätze aus dieser Begegnung konnten wir auf die Bundesliga übertragen und dort wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt verbuchen. Die Ergebnisse dürfen aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass unsere Situation nach wie vor schwierig ist und wir nach wie vor nicht gesichert sind.
Was waren für Sie die entscheidenden Hebel, an denen Sie angesetzt haben?
Gross: Die Mannschaft war nach den negativen Ergebnissen der Vorrunde verunsichert. Es war deshalb wichtig, dass die Spieler das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurückgewinnen und die Tugenden an den Tag legen, die im Abstiegskampf gefragt sind.
Sie gelten auf der einen Seite als harter Hund, auf der anderen Seite loben die Spieler ihre menschlichen Züge und Motivationskünste. Wie würden Sie sich selber einstufen?
Gross: Solche Beurteilungen überlasse ich grundsätzlich anderen. Ich bin in diesem Zusammenhang auch kein Freund des weit verbreiteten Schubladendenkens. Es ist aber kein Geheimnis, dass ich von meinen Spielern ein großes Maß an Einsatzbereitschaft und Identifikation mit den vorgegebenen Zielen erwarte.
Thema Einsatzbereitschaft. Als einen Grundgedanken Ihrer Arbeit verlangen Sie von den Spielern immer volle Leidenschaft. Wie schafft es Christian Gross, diese auch über einen langen Zeitraum immer wieder zu entfachen?
Gross: Diese Frage kann ich nicht generell beantworten, weil sich die Art der Zusammenarbeit immer auch nach den jeweiligen Gegebenheiten und dem Charakter der Spieler richtet. Der Blick in die Zukunft ist momentan auch zweitrangig, weil es für uns momentan ausschließlich darum geht, uns so auf das Spiel gegen den Hamburger SV vorzubereiten, um so ein positives Ergebnis erzielen können.
Anders als Ihr Vorgänger scheinen Sie auf Kontinuität gerade in der Startformation zu setzen. Welchen Stellenwert messen Sie diesem an der Erfolgsserie bei und welche Rolle spielt dies auch im Hinblick auf eine teaminterne Hierarchie?
Gross: Die Mannschaft hat sich in der derzeitigen Zusammensetzung gut präsentiert und entsprechende Resultate erzielt. Es gibt deshalb derzeit keinen Anlass für wesentliche Veränderungen. Natürlich hat aber jeder Spieler aus dem Kader die Möglichkeit, sich über Trainingsleistungen für einen Platz in der Mannschaft zu empfehlen.
In den vergangenen Jahren wurde Ihr Name immer mal wieder als möglicher Kandidat bei Bundesligisten gehandelt, Sie blieben aber stets beim FC Basel. Ende 2008 hatten Sie Ihren Vertrag dort sogar bis 2011 verlängert, der Ende Mai aber nach zehnjähriger Zusammenarbeit aufgelöst wurde. War es nun der richtige Zeitpunkt für Sie in die Bundesliga zu wechseln und der VfB mit seinen Strukturen der geeignete Verein?
Gross: Die Anfrage kam zum richtigen Zeitpunkt, weil ich nicht anderweitig vertraglich gebunden war. Die Bundesliga ist eine starke und ausgeglichene Liga und der VfB ist sowohl hinsichtlich der Tradition als auch hinsichtlich des Potenzials eine reizvolle Aufgabe.
Mit einer Euphoriewelle im Rücken scheint auch ein Angriff auf die internationalen Plätze wieder für möglich. Der Abstand nach unten ist bereits größer als auf Platz 5. Wann werden Sie die Saisonziele wieder nach oben korrigieren?
Gross: Wir befinden uns so lange im Abstiegskampf, bis die Gefahr rechnerisch gebannt ist. Solange das nicht der Fall ist, besteht kein Anlass, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen.
Kann das Spiel gegen den HSV dafür entscheidend sein, weil Sie bei der Vergabe der internationalen Plätze auf einen direkten Konkurrenten treffen und den Abstand weiter verkürzen können?
Gross: Die Begegnung gegen den HSV ist deswegen wichtig, weil wir gegen einen starken und ambitionierten Gegner unsere Serie fortsetzen und wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt sammeln wollen.
Man merkt schon, beim VfB hat sich was getan und das Auftreten ist seit der Siegesserie natürlich bedeuten selbstsicherer und motivierter. Beim HSV hingegen herrscht nach den verschenkten Punkten in Köln son bissl Untergangsstimmung, liegt auch an den überaus hohen Erwartungen, die man an die Mannschaft stellt grad nachdem man ja mit van Nistelrooy die "Meisterschaftsgarantie" verpflichtet hat...
Rechne mit ner Niederlage des HSV und wäre daher mit nem Punkt sehr zufrieden
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