Es ist ja nun kein Geheimnis, dass ich mich seit einigen Jahren verstärkt für den Amateurfußball interessiere und mich dort engagiere. Diesen ziehe ich dem Profifußball mittlerweile auch deutlich vor. Amateurfußball ist wesentlich näher, ehrlicher und schreibt auch die wesentlich spannenderen Geschichten als der glattgebügelte und immer schicke Fußball auf deutscher und noch viel mehr europäischer Ebene. Deswegen dachte ich mir, dass ich einfach diese Geschichten zum Amateurfußball unterhalb der deutschen Regionalligen mal sammele und vielleicht die ein oder andere Anekdote zum Besten gebe. Das wird aber ein unregelmäßiges Projekt werden, welches ich immer dann führe, wenn mir danach ist oder sich was ergibt.
Zu mir: Ich war bis 2014 viele Jahre beim HSV unterwegs, Mitgliedschaft, Dauerkarte, Auswärts dabei. Der Schnitt kam dann mit der Ausgliederung der Fußballabteilung in eine Aktiengesellschaft bei der vor allem die Mitbestimmungsrechte der Mitgliedschaft quasi komplett genommen wurde und das Tor für Investoren geöffnet wurde. Das war für mich persönlich in Kombination mit der allgemeinen durchweg negativen Entwicklung im Profifußball (Kommerzialisierung, Beschneidung der Fanrechte, Distanzierung von der Basis) dann zu viel und entspricht nicht mehr meinen Vorstellungen von einem Fußballverein.
Als Gegenentwurf gab es dann aus der Hamburger Fanszene heraus die Idee einen eigenen Verein zu gründen. Nach dem Motto, wenn die uns nicht mehr lassen, dann machen wir unseren eigenen Verein. Dieser Verein spielt heute als HFC Falke e.V. in der Hamburger Bezirksliga. Mittlerweile ist der Verein auch längst kein Anti-HSV-Verein, das wollte er auch nie sein, sondern ist geöffnet für alle Menschen, die sich für einen fangeführten Verein engagieren wollen. So tummeln sich in aller Regelmäßigkeit Leute bei Falke, die aus den verschiedensten Fanszenen Deutschlands kommen. Köln, Gladbach, Schalke, St. Pauli, Düsseldorf, nur um einige zu nennen.
Entsprechend meiner persönlichen Nähe zu Falke wird es sicherlich mal häufiger darum gehen, aber ich will auch mal Geschichten aus anderen Ecken einbauen. Ich würde mich über Mitleser und auch Kommentare freuen.
»Ein ganz spezieller Geruch« Vor fünf Jahren gründeten enttäuschte HSV-Fans den HFC Falke. Nun sammelt der Verein Geld für ein eigenes Stadion, das vor allem eines nicht sein soll: steril wie eine Profi-Arena.
Philipp Markhardt, vergangene Woche feierte der HFC Falke das fünfjährige Bestehen mit einem Freundschaftsspiel gegen den belgischen Fanverein YB SK Beveren. Wie viele Zuschauer waren da? Wir hatten ein bisschen Pech. Das Wetter war schlecht, viele Verbindungen des öffentlichen Nahverkehrs fielen aus, wir mussten das Spiel auf einem abgelegenen Platz in Nienstedten (Stadtteil im Westen Hamburgs, d. Red.) austragen, und es war Schlagermove. Am Ende kamen vielleicht 230 Zuschauer.
Trotzdem braucht der HFC Falke ein eigenes Stadion. Warum? Bislang haben wir auf der Rudi-Barth-Sportanlage in Altona-Nord gespielt. Ein tolles 6500 Zuschauer fassendes Stadion, Naturrasen, zertretene und Gras bewachsene Stehtraversen rund ums Feld. Dann das Klubheim mit Panoramaschreibe, durch die man direkt aufs Spielfeld blicken kann. Es gibt aber Probleme. Im Sommer ist der Platz gesperrt, daher müssen wir auf unseren Trainingsplatz in Eidelstedt ausweichen. Und der ist schlecht: Unsere Teams trainieren auf Grand, das Flutlicht verdient seinen Namen nicht. Außerdem muss man klar sagen: Wir haben wir in den vergangenen Jahren die Einnahmen zugunsten des Ambientes liegenlassen.
Nehmen Sie keinen Eintritt? Doch, drei Euro. Und den Eintritt bekommen wir auch, trotzdem waren wir nach jedem Heimspiel bei Plusminusnull.
Wegen der Platzmiete? Der Platz gehört Union 03, wir mussten bei jedem Heimspiel eine kleine dreistellige Summe zahlen. Wir konnten auch kein eigenes Catering anbieten, das macht dort alles der Pächter des Klubheims. In der kommenden Saison spielen wir also am Steinwiesenweg in Eidelstedt. Erst auf Grand und dann auf Rasen, wenn der vom Platzwart freigegeben wird. Denn auch dort muss im Sommer der Ball ruhen. Das Ziel Oberliga ist unter diesen Bedingungen nicht realistisch.
Muss der Verein unbedingt in die Oberliga? Das war bei der Gründung vor fünf Jahren das beschlossene Ziel der Mitglieder. Aber es geht bei dem neuen Stadion um viel mehr als den sportlichen Erfolg. Wir möchten zum Beispiel nachhaltig als Stadtteilverein wirken. Wir könnten das neue Stadion unter der Woche allen möglichen Projekte und Initiativen zur Nutzung anbieten. Außerdem wollen wir eine Jugendabteilung aufbauen. Wir haben ausgebildete Trainer, was uns eben fehlt: Trainingsplätze und vor allem ein Stadion.
Und mit Spenden in Höhe von 200.000 Euro, die Sie per Crowdfunding sammeln wollen, können Sie ein neues Stadion finanzieren? Nein. Mit einer Anschubfinanzierung, die mindestens 50.000 Euro betragen soll, wollen wir aber eine stärkere Verhandlungsposition beim Bezirk haben. Oder anders: Wir wollen die Entscheidungsfreudigkeit der Behörden, die uns bislang nicht sonderlich ernst genommen haben, etwas erhöhen. Momentan sind schon 15.000 Euro zusammengekommen. Ob das Geld am Ende für ein Klubheim oder Flutlichter eingesetzt wird, sehen wir dann.
Dann spinnen wir mal etwas herum. Wie sähe denn Ihr Traumstadion aus? Den Griffin Park von Brentford FC finde ich super. Schön oldschool und zusammengeflickt. Da passt keine Tribüne zur anderen. Und trotz Stehplatzverbot in Großbritannien hat dort eine Stehtribüne überlebt. Allerdings zieht auch Brentford 2020 in ein neues Einheitsstadion.
Wie ist es mit anderen Hamburger Amateurstadien? Der Oberligist Barmbek-Uhlenhorst hat seit einiger Zeit ein neues Stadion. Es gibt dort eine große Tribüne samt Stehplätzen, aber hinter einer Geraden eine riesige Schallschutzwand. Ich finde es okay, aber auch etwas zu steril und funktional.
Das liegt in der Natur der Sache. Oder wollen Sie mit dem HFC Falke ein altes Stadion kaufen? Eigentlich wäre das eine Riesenmarktlücke: ein Großhandel mit runtergerockten Stadien. (Lacht.) Aber klar, auch unser Stadion wird erst mal neu und sauber aussehen. Doch es geht ja um mein Traumstadion, und das ist eben etwas in die Jahre gekommen.
Dann träumen Sie weiter! Unser neues Klubheim muss nicht supermodern sein. Ich fände einen alten Container aus dem Hafen gut. So einen haben sie auf einer Anlage in Lurup. Dort riecht es heute noch nach Zigarrenrauch aus den Achtzigern und dem Trikotmuff aus den Neunzigern. Herrlich. So ein ganz spezieller Geruch, den es nur beim Fußball gibt.
Sie haben den HFC Falke vor fünf Jahren gegründet als Abkehr vom kommerziellen Profifußball und aus Enttäuschung über die Ausgliederung der Profiabteilung des HSV und die Gründung einer Aktiengesellschaft. Wie erinnern Sie die supermodernen Multifunktionsarenen der Bundesligavereine? Es herrschte Konsumklima. Das Bier war teuer und die Tickets sowieso. Gestört hat sich kaum jemand daran.
Beim HSV kostete der Stehplatz nur 15 Euro. Das haben viele Leute gesagt. Aber das ist doch ganz schön viel: 15 Euro für einen Stehplatz! Besonders schlimm fand ich diese Passivität in den Arenen. Die Leute haben einfach alles hingenommen. Die Werbeveranstaltungen vor den Spielen, die Gewinnspiele, die extrem laute Beschallung mit Remmidemmimusik.
Und die wird es im neuen Stadion des HFC Falke auf keinen Fall geben? Einen Stadion-DJ haben wir auch. Aber der spielt keine Chartmusik, sondern Lieder, die zum Fußball passen. Und wenn es einem Zuschauer zu laut ist und er selber singen möchte, machen wir sie auch gerne mal etwas leiser.
Auf was kann sich der Zuschauer noch freuen? Auf hoffentlich viele Stehplätze – und Sitze aus dem alten Mainzer Bruchweg, die man uns angeboten hat. Ansonsten wird es selbst gekelterten Falke-Cider und die schärfste Currywurst im Hamburger Fußball geben. Verkostung auf eigene Gefahr. Einen ersten Testlauf machen wir schon diesen Herbst auf der Sportanlage am Steinwiesenweg. Ich züchte schon die scharfen Chilis auf meinem Balkon.
Philipp Markhardt, Jahrgang 1980, ist Gründer und Präsidiumsmitglied des HFC Falke. Früher war er Mitglied der HSV-Ultragruppe Chosen Few.
Wieviel Fussballfelder sind erhofft, geplant? Am besten wäre ja ein Kunstrasenplatz fürs Training, und einen Natur-Rasenplatz für die Punktspiele. Wenn es nur einen oder zwei Rasenplätzen geben würde, wären diese schnell ramponiert bei 2-3 Teams die dort trainieren und am WE die Punktspiele bestreiten. Zu den Anfangszeiten von Kunstrasenplätzen vor 20-25 Jahren weiss ich, das diese verdammt teuer waren. Heute haben selbst die untersten Kreisliga Teams einen Kunstrasenplatz. Was kostet heute durchschnittlich ein Kunstrasenplatz? Wenn ihr dann mehr Geld zusammgekratzt habt, und die Anlage realistischer wird, bin ich ganz sicher, das die Komunne euch finanziell unterstützen wird.
Zitat Atatürk: "Friede im Lande, Friede auf der Welt"
Tausenden Sportplätzen droht die Schließung Das geplante EU-Verbot von Mikroplastik betrifft auch Kunstrasenplätze. Bundesinnenminister Horst Seehofer will eine Übergangsfrist erreichen.
Das von der Europäischen Union geplante Verbot von Mikroplastik gefährdet den Fortbestand von Kunstrasenplätzen Tausender Amateurvereine. "Als Sportminister werbe ich für einen vernünftigen Ausgleich zwischen Umweltschutz und den berechtigten Interessen des Sports", sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer der Welt am Sonntag. "Viele Tausend Sportanlagen in deutschen Kommunen wären sonst von der Schließung bedroht."
Kunstrasenplätze geben offenbar viel Mikroplastik an die Umwelt ab, ein als Füllmaterial verwendetes Gummi-Granulat soll ab 2022 nicht mehr zulässig sein. Seehofer und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wollen sich demnach für eine Übergangsfrist von sechs Jahren für bestehende Plätze einsetzen. Bereits in der vergangenen Woche hatte Seehofer in einem Brief an Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) für eine Übergangsfrist geworben. Es erschließe sich ihm nicht, warum "der Schaden eines Verbleibs" der bestehenden Plätze "höher sein sollte als der Gewinn, der durch die weitere Nutzung entsteht."
Laut DFB gibt es in Deutschland derzeit 5.000 Kunstrasenplätze. "Wenn es wirklich darauf hinauslaufen sollte, dass es bald keine Kunstrasenplätze mehr gibt, wäre das für viele Vereine sicher der Genickbruch", sagte der ehemalige Fußballprofi Mike Rietpietsch.
Plastikmüll zerstört den Lebensraum vieler Arten und ist aufgrund seiner giftigen Inhaltsstoffe für die Gesundheit von Mensch und Tier gefährlich. Jährlich gelangen ungefähr acht Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane. Das entspricht etwa einer Müllwagenladung pro Minute. Problematisch sind besonders nicht recycelbare Plastikgemische und Mikroplastik, das sich von vielen synthetischen Kleidungsstücken ablöst und immer noch in zahlreichen Kosmetikprodukten zu finden ist.
Das wäre natürlich ein großer Hammer und gerade für einen Stadtverband wie Hamburg ein massives Problem. Kunstrasen ist hier der absolute Standard und ohne geht es einfach nicht wirklich, weil die Naturrasenplätze fehlen bzw. die Ascheplätze wurden eben durch jene Kunstrasenplätze ersetzt. Das würde die gesamte Jugendarbeit diverser Vereine um Jahrzehnte zurückwerfen.
»Das Thema brennt« In der kommenden Saison ziert der Schriftzug der »Seebrücke« die Brust von Regionalligist Babelsberg 03. Warum guter Zweck statt potenter Geldgeber, und wie das überhaupt möglich ist, sagt Marketingchef Thoralf Höntze.
Thoralf Höntze, in der kommenden Saison wirbt Babelsberg 03 mit der »Seebrücke« auf seinen Trikots. Guter Zweck statt Großsponsor. Kann sich das ein Regionalligist leisten? Für diese Frage bin ich sehr dankbar. Denn auf Geld müssen wir gar nicht verzichten. In den vergangenen zwei Jahren hatten wir »Lonsdale« auf dem Trikot. Jetzt unterstützen uns EWP und der Hafermilchhersteller Oatly. Beide Firmen hätten das Recht gehabt, ihren Schriftzug auf unsere Brust zu heften. Beide Firmen haben abgelehnt, damit wir entweder einen weiteren Sponsor finden oder einen guten Zweck unterstützen könnten. Es entsteht kein finanzieller Nachteil.
Warum ausgerechnet die Seebrücke? Wir wollten es unbedingt mit der DNA unseres Vereins verbinden. Die Seebrücke ist eine Bewegung, die sich gegen die Abschottung Europas vor Flüchtlingen und für die Entkriminalisierung privater Seenotrettung einsetzt. Wir waren uns schnell einig: Das Thema brennt!
Wie kam der Verein auf die Organisation? Der Prozess verlief durch unsere Gremien, wir waren uns schnell einig. Grundsätzlich wollten wir eine gemeinnützige Organisation unterstützen. Die Stadt Potsdam ist als sogenannter »Sicherer Hafen« eingetragen und hat beschlossen, mehr Geflüchtete aufzunehmen. Hier vor Ort befindet sich ein direkter Ableger der Organisation. Und die Seebrücke passt eben auch zu unserer eigenen Geschichte.
Warum? Als erster Fußballverein in Deutschland hatten wir im Sommer 2014 mit »Welcome United« eine reine Flüchtlingsmannschaft zum Spielbetrieb angemeldet. Die einzelnen Schicksale der Spieler bewegen uns seit jeher, der Verein ist sensibilisiert für dieses Thema. Hier herrscht eine Willkommenskultur.
Wie fielen die ersten Reaktionen aus? Fast ausschließlich positiv.
Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, dass private Seenotrettung das Schleppersystem fördere und so mehr Menschen in Gefahr bringen würde. Wenn ein Mensch in Not ist, muss ihm geholfen werden. Das ist ein Grundsatz, der nicht diskutabel ist. Was wir bisher an kritischen Stimmen aufgenommen haben, ist vor allem blanker Populismus. Da werden schnell Äpfel mit Birnen verglichen oder in diesem Fall: Einheimische Notleidende werden gegen Flüchtlinge ausgespielt. Für jede andere Kritik gilt: Darauf haben wir eine Antwort.
Ihre Spieler werden nun ein Jahr mit dem Schriftzug auflaufen. Findet das jeder gut? Ich hatte heute Morgen ein Gespräch mit dem Trainer Marco Vorbeck und unserem Kapitän Philip Saalbach. Sie haben mir unmissverständlich mitgeteilt, dass die komplette Mannschaft hinter der Aktion steht. Es ist eben so: Wer zu Babelsberg 03 kommt, der weiß, wo wir gesellschaftspolitisch stehen. Und daraus entwickelt sich der Charakter eines Teams.
Sind weitere Aktionen in diesem Rahmen geplant? Ganz sicher. Fünf Euro von jedem Trikotverkauf gehen direkt an »Seebrücke«. Wir werden einen Aktionsspieltag vorbereiten, vielleicht eine Demonstration vor einem Spiel organisieren. Und ansonsten schauen wir mal, welche Werbebanden wir noch zur Verfügung stellen können.
Haben Sie schon eine erhöhte Nachfrage auf die Trikots feststellen können? Nach 24 Stunden sind 180 Trikots verkauft. Das ist für einen Regionalligisten keine schlechte Summe. Nach dem ersten Heimspiel werden wir einen Kassensturz machen können. Fest steht schon jetzt: Von Hamburg bis München sind Bestellungen eingetroffen. Das zeigt uns, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.
Ich spiele Fußball. Seit über 30 Jahren kämpfe ich auf Berlins Plätzen. Zum Glück verletzungsfrei, denn die medizinische Versorgung ist lausig und ab Herbst quasi nicht mehr vorhanden. Nur Finalgon geht niemals aus.
Es kam nicht oft vor, passierte aber dann doch das eine oder andere Mal. Ich bin schneller als mein Gegenspieler. Was das bedeutet, bekomme ich nur drei Sekunden nachdem ich ihn habe aussteigen lassen und einen vermeintlichen Sprint anziehe, zu spüren. Er hechelt in einem Schneckenrennen hinter mir her und senst mich von hinten um.
Ein Tritt gegen den Knöchel, ich komme ins Stolpern und klatsche auf den Kunstrasen. Der Schiedsrichter pfeift Foul und winkt hektisch an die Seitenlinie. Das klare Zeichen, dass der Physio auf den Platz kommen kann, um Erste-Hilfe-Maßnahmen einzuleiten. So hektisch der Schiedsrichter ist, so entspannt sind die Reaktionen an der Seitenlinie.
Niemand eilt auf den Platz, um eine erste Diagnose zu stellen und mich wieder spielfähig zu machen. Warum? Weil natürlich kein Physio da ist. Unterhalb der Verbandsliga gibt es die so oft wie technisch sauberen Fußball oder einen vierten Offiziellen.
Die Ersatzspieler schauen sich gegenseitig an oder starren auf den weißen Kasten von Derbystar, der die Gelpacks und Eiswürfel kalt halten soll. Nach einer Ansage des Trainers erbarmt sich endlich einer, schnappt sich den Kasten und trabt quer über den Platz zu mir. Da bereits zehn Minuten gespielt sind, ist von den Eiswürfeln natürlich nicht mehr viel übrig, und die blauen Kügelchen in den Gelpacks haben auch schon Zimmertemperatur.
Aus den Derbystar-Poren schwappt das nicht mehr ganz so kühle Wasser auf den Platz. „Wo hat er dich denn getroffen?“ „Rechter Knöchel!“ Und zack, habe ich einen Schwamm, der uns bestimmt seit acht Saisons als medizinisches Gerät dient, auf meinem Fuß. Der Ersatztorwart drückt gegen ihn. Das Ergebnis: lauwarmes Wasser sickert in meinen Schuh. Die Schmerzen sind zwar nicht gelindert, dafür ist mein Stutzen klatschnass.
Eisspray in die offene Wunde Ich spiele trotzdem heldenhaft weiter. In dem gefährlichen Wissen, dass der Schwamm im Amateurfußball fast das Maximum an medizinischer Versorgung ist. Fast! Das höchste der Gefühle ist hingegen das Eisspray. Die weiße Dose im ledernen Medizinkoffer dient als Allheilmittel. Offener Bruch des Unterschenkels? Eisspray rauf. Eine Platzwunde nach einem Kopfballduell über dem Auge? Erst einmal einnebeln. Ein Muskelfaserriss? Stell dich nicht so an, mit Eisspray wird das schon.
Die Benutzung des kühlenden Sprays bringt viele Tücken mit sich. Wenn ich mir nicht schon die Knie und Oberschenkel bei Grätschen auf dem trockenen Kunstrasen verbrannt habe, geschieht dies in unschöner Regelmäßigkeit durch die unsachgemäße Verwendung des Eissprays.
Irgendein Trottel findet sich immer, der sich nicht an die Bedienungsanleitung hält und die Nebelkanone aus Nahdistanz abfeuert. Drei statt der empfohlenen 30 Zentimeter machen da einen schmerzhaften Unterschied. Die Verbrennungen auf der Haut lenken dann wenigstens von den eigentlichen Schmerzen ab. Besonders schön wird es immer, wenn die Knie nach einer Grätsche schon blutig sind …
So ab dem zehnten Spieltag haben sich die Probleme mit dem Eisspray meist eh erledigt. Unser Medizinkoffer leidet stets schon im ersten Drittel der Saison unter einem Schwund. Ist er zu Beginn der neuen Spielzeit noch mit Tape, Dextroenergen-Traubenzucker und Pferdesalbe bestückt, ist er spätestens im Herbst fast leer. Das teure Tape war nach dem zweiten Spieltag aufgebraucht, weil die ach so edlen Techniker aus dem Mittelfeld damit die Stutzen fixierten und ihre Ringe abklebten.
China-Öl und Finalgon als Allheilmittel Der Traubenzucker wird auch nie nachgefüllt, weil aus der Mannschaftskasse lieber andere Nahrung besorgt wurde. Die hat auch Kalorien, ist aber flüssig und für die Zeit direkt nach dem Spiel vorgesehen. Spätestens ab Oktober nimmt dann auch der Vorrat an China-Öl dramatisch ab. Jeder, der in den Tagen vor dem Spiel auch nur einmal geniest hatte, tränkt vor dem Anpfiff sein Trikot mit der beißenden Flüssigkeit – Berliner Amateurplätze im Herbst und Winter riechen wie ein Reformhaus in den Achtzigern.
Eine Medizin aber geht nie aus – Finalgon. Auch, weil sie fast jeder Spieler selbst mit zum Spiel mitbringt. Ohne den Amateurfußball, besonders im Seniorenbereich, hätte die Firma, die die Hitzesalbe herstellt, wahrscheinlich schon vor Jahrzehnten Insolvenz anmelden müssen. Die weiße Salbe, natürlich die extra starke Version, kreist vor jedem Spiel durch die Kabine. Begleitet von der ewigen Frage: Hat jemand ein Taschentuch?
Finalgon verspricht durch eine bessere Durchblutung Muskelentspannung und Schmerzlinderung. Das Ergebnis ist schon immer nach fünf Minuten beim Warmmachen zu sehen. Dort wo die Salbe aufgetragen wurde, färbt sich die Haut feuerrot. In Wahrheit entfaltet das Zeug aber eigentlich immer erst nach dem Duschen seine volle Wirkung. Dann, wenn man wieder Jeans und Pullover angezogen hat. Es brennt dann immer noch stundenlang, ungefähr bis zum Ende des „Tatorts“ am Sonntagabend.
Am Wochenende streiken die saarländischen Schiedsrichter im Amateur-Bereich. Damit wollen sie ein Zeichen gegen körperliche Angriffe setzen. Einigen Unparteiischen geht das nicht weit genug: Sie drohen weitere, unangekündigte Streiks an.
Im August war ein Schiedsrichter nach einem Spiel der C-Jugend im saarländischen Merzig-Brotdorf zusammengeschlagen worden. Daraufhin hatten die Schiedsrichter einen Streik vom 13. bis 15. September angekündigt. An diesem Wochenende werden keine Spiele mit Schiedsrichtern besetzt. Betroffen sind Partien im Aktiven-, Frauen, Junioren- und Ü-Bereich bis einschließlich der Saarlandliga.
In den vergangenen Jahren wurden Schiedsrichter im Saarland immer wieder Opfer körperlicher Attacken, mindestens 35 Vorfälle sind bekannt.
Der für dieses Wochenende angekündigte Streik geht einigen Schiedsrichtern nun nicht weit genug. Einer davon sprach gegenüber der Saarbrücker Zeitung von einem "PR-Gag". Sie wollen auch zukünftige Spiele unangekündigt boykottieren.
SCHIEDSRICHTERVERBAND GEGEN EINZELSTREIKS Der saarländische Schiedsrichterausschuss sprach sich gegenüber dem SR gegen solche spontanen Streiks aus. Diese gingen von Einzelpersonen aus, sagte der Vorsitzende Volkmar Fischer.
Der für das Wochenende angekündigte Streik sei ein symbolischer Akt, um die Öffentlichkeit für das Thema Gewalt gegen Schiedsrichter zu sensibilisieren. Für alle durch den Streik ausfallenden Spiele seien bereits Nachholtermine vereinbart worden. Durch unangekündigte Streiks würden auch Vereine bestraft, wo es keine Probleme gäbe.
Ich habe das selbst schon miterlebt auf dem Platz. Einige Schiris, die man so in den Kreis- und Bezirksligen bekommt, sind halt echt kacke. Allerdings war mir früher, als junger Kerl, nie bewusst, wie immens wichtig es war, dass sich das überhaupt einer angetan hat. Wie oft hat man die Jungs belächelt und beschimpft und doch kann am Ende nicht gespielt werden, wenn keiner den Job macht.
Man muss sich nicht wundern, wenn da der eine oder andere einfach keine Lust mehr hat.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben. Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)
Absolut unterstützenswerte Aktion. Ich habe ja nun auch schon 1-2 Spiele miterlebt, vor allem im Hamburger Süden, wo das echt grenzwertig ist, was manche Schiris sich anhören dürfen. Dinge die halt über die üblichen Sprüche hinausgehen und selbst über die darf man durchaus diskutieren. Wenn man bedenkt, dass die Schiris als Gegenleistung nichts bekommen (die paar Euro Aufwandsentschädigung sind ein Witz), ist das sehr übel.
Nachahmung des "militärischen Grußes": BFV droht Spielern mit Sanktionen
Nachdem der türkische Nationalspieler Cenk Tosun und seine Kollegen beim 1:0-Heimsieg in der EM-Qualifikation gegen Albanien den militärischen Gruß gezeigt hatten, ereigneten sich am zurückliegenden Wochenende auch zwei Vorfälle im bayerischen Amateurfußball, bei denen diese Jubel-Geste imitiert wurde. Im Fall der türkischen Nationalspieler ermittelt die UEFA.
Der Verband teilte am Dienstag mit, dass "ein solches provozierendes Verhalten nicht toleriert und jeder einzelne Fall zur Anzeige vor dem Sportgericht gebracht wird".
Weiter heißt es auf der Verbandswebsite: "Spieler, die den Fußball für politisch motivierte Provokationen missbrauchen, können sich der Diskriminierung gemäß Paragraf 47 a der Rechts- und Verfahrensordnung schuldig machen und müssen mit empfindlichen Strafen rechnen."
Verbandsspielleiter Josef Janker machte deutlich, dass der BFV es nicht dulden werde, "dass jemand unseren Sport für Diskriminierungen, Provokationen und Beleidigungen missbraucht". Fußball stehe für "Fairplay, Respekt, Gewaltfreiheit, Toleranz und Anerkennung", deshalb werde der BFV "von unserer Linie der Null-Toleranz-Politik bei gewalttätigen oder diskriminierenden Vorfällen auch keinen Millimeter abweichen".
Auch der NOFV würde ahnden Auch der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) will bei Nachahmungen des Salut-Jubels eingreifen. "Sollte es Vorfälle geben, werden wir den Fall prüfen und weiterleiten", sagte NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs am Dienstag auf dpa-Anfrage.
Auch Fuchs würde rechtliche Verfahren nicht ausschließen. "Die Maßnahmen, die ergriffen werden, könnten je nach Schwere des Falles bis zu den Rechtsorganen des Verbandes führen", sagte der Geschäftsführer.
Zugleich betonte Fuchs: "Bis zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Vorkommnisse in den Spielen unseres Verbandes."
Eklat im C-Liga-Spiel: Schiedsrichter bewusstlos geschlagen - Video zeigt Schlag
Beim Fußballspiel FSV Münster gegen TV Semd ist es zum Eklat gekommen. Ein Spieler hat den Schiedsrichter bewusstlos geschlagen.
Fußballspiel FSV Münster gegen TV Semd: Schiedsrichter in Hessen bewusstlos geschlagen Erstmeldung von Sonntag, 22.10.2019: Münster - Zu einer schlimmen Attacke auf den Schiedsrichter ist es am Sonntag, 27.10.2019 im Spiel der Fußball-Kreisliga C Dieburg zwischen der FSV Münster und dem TV Semd gekommen. Das Spiel fand in Münster im Landkreis Darmstadt-Dieburg in Südhessen statt.
In der 85. Minute beim Stand von 0:2 zückte Schiedsrichter Nils Czekala (TSV Seckmauern) nach einem Foul im Mittelfeld die Rote Karte gegen den FSV-Spieler mit der Rückennummer 12, laut Spielbericht Hayri Gueven.
Münster in Südhessen: Fußballspieler schlägt Schiedsrichter bewusstlos Der holt daraufhin mit dem rechten Arm aus und schlägt dem Schiedsrichter mit voller Wucht die Faust ins Gesicht. Der Spielleiter ging zu Boden und war mehrere Minuten bewusstlos, während der Schläger, ohne irgendeine Reue zu zeigen oder sich um sein Opfer zu kümmern, vom Platz gelaufen ist.
Die ganze Aktion auf dem Spielfeld des FSV Münster ist auf der Videoaufzeichnung eines Zuschauers zu sehen. Der Schiedsrichter wurde schließlich per Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht.
FSV Münster gegen TV Semd: Schiedsrichter musste ins Krankenhaus geflogen werden Wie es ihm geht, wie schwer seine Verletzungen sind, war am Sonntagabend nicht zu erfahren. „Wir sind geschockt. Es wird immer schlimmer. Ich weiß noch nicht, wie es ihm geht. Ich nehme an, dass er noch untersucht wird, nachdem er mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen wurde“, sagte Kreisschiedsrichterobmann Thorsten Schenk.
FSV Münster: Schiedsrichter bewusstlos geschlagen im Kreis Darmstadt-Dieburg Auch Peter Samoschkoff, Erster Vorsitzender der FSV Münster, der persönlich nicht vor Ort war, zeigte sich betroffen: „So etwas geht gar nicht. Wir werden uns beraten, aber das wird auf jeden Fall harte Konsequenzen haben.“ mos
Hoffe der Typ bekommt ne fette Strafe. Am besten ne Haftstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung. -------------------------------
In der Türkei in Kayseri U19 Liga macht ein Clip die Runde. Das Ereignis ist 3 Jahre her, kam aber jetzt vor kurzem ans Tageslicht. Der Trainer wurde jetzt verurteilt. 8 Spiele Sperre, und 3,5 Jahre auf Bewährung. Er ist in der Halbzeit beim Stand von 1-3, ein bisschen durchgedreht ist.
Attacke auf Schiedsrichter - FSV Münster meldet Mannschaft ab Weil einer seiner Fußballer einen Schiedsrichter bewusstlos geschlagen hat, zieht der FSV Münster nun das gesamte Team aus der Kreisliga zurück.
Die Fußballmannschaft des FSV Münster meldet sich nach einem Angriff auf einen Schiedsrichter aus dem laufenden Spielbetrieb ab. Der hessische Kreisliga-Klub zieht damit die Konsequenzen aus einem Vorfall vom Sonntag, als ein Spieler einen Schiedsrichter k.o. geschlagen hat.
"Wir haben beschlossen, dass die Mannschaft mit sofortiger Wirkung abgemeldet wird", sagte der Vereinsvorsitzende Hans-Peter Samoschkoff dem Sender Hit Radio FFH. "Die Spieler werden sich noch einmal treffen, nehmen ihre persönlichen Sachen mit - das war's dann."
Der Spieler, der den Unparteiischen attackiert hat, erhalte zudem ein lebenslanges Hausverbot. Er habe seinen Fehler inzwischen zwar eingesehen: "Er kann sich vor Gericht entschuldigen, aber hier ist die Zeit für ihn vorbei." Der Spieler wurde noch vor Ort von der Polizei vernommen, gegen ihn wird wegen Körperverletzung ermittelt.
Der 22 Jahre alte Schiedsrichter war am Sonntag in der Partie Münster gegen TV Semd in der C-Liga Dieburg von einem Spieler der Gastgeber bewusstlos geschlagen worden und musste mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden. Nach Angaben seines Vaters gehe es ihm den Umständen entsprechend gut, er habe aber noch sehr starke Schmerzen.
Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) hat für Übergriffe wie diesen lebenslange Sperren für Täter gefordert. "Wer auf dem Fußballplatz die Fäuste fliegen lässt und den Schiri bewusstlos schlägt, sollte nie wieder auf den Platz zurückkehren dürfen", sagte Beuth der "Bild"-Zeitung.
Am 16. und 17. November tagen nach Angaben der "Frankfurter Rundschau" in der DFB-Zentrale in Frankfurt die Obleute der Landesverbände. Da soll das Thema Gewalt gegen Unparteiische ganz oben auf der Tagesordnung stehen.
Gewalt im Amateurfussball - ein wachsendes Problem
Gewalt im Amateurfußball ist ein größer werdendes Problem. Bei fast 4000 erfassten Spielen kam es zu gewalttätigen Zwischenfällen. Eine zentrale Rolle in fast allen dieser Vorfälle hat eine Position exklusiv - die des Schiedsrichters.
"Warum?" Es ist diese eine Frage, die Mark seit Juni diesen Jahres beschäftigt. Warum wurde er in einem Fußballspiel einer Hobby-Liga zu Boden geschlagen und getreten bis er letztendlich von einem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht werden musste? Eine Antwort auf diese Frage wird kaum zu finden sein und doch stellt sich genau diese Frage Woche für Woche beim Amateurfußball.
19 Jahre lang hat Mark leidenschaftlich gerne Fußballspiele im Amateurbereich gepfiffen. Ein Spiel hat gereicht, um diese Leidenschaft komplett zu zerstören. In einem Pokalendspiel einer Hobbyliga im Raum Krefeld entschied sich Mark einen bereits gegebenen Treffer wieder zurückzunehmen. Das hatte für ihn persönlich schwere Konsequenzen.
"Emotionen gehören dazu" "Die Leute haben sich aufgeregt. Das kann man ja noch verstehen. Emotionen gehören dazu. Dann wurde es mir zu bunt und ich habe die erste gelbe Karte gegeben", erinnert er sich: "Dann kam ein weiterer Spieler dazu. Der hat mich angespuckt. Dem habe ich die rote Karte gegeben und dann habe ich zwei Schläge auf den Hinterkopf bekommen, bin dann zusammengesackt, habe noch einen Tritt in den Rücken bekommen und von da an habe ich einen kleinen Filmriss."
Die gegnerische Mannschaft sprang Mark zur Seite, rief einen Krankenwagen und die Polizei und Mark wurde ins Krankenhaus gebracht. Die Diagnose: Schädel- und Rückenprellung sowie eine Gehirnerschütterung und eine 14-tägige Krankschreibung. Eine Situation, bei der sich jeder Fußball-Fan vor Schreck an den Kopf packen muss, die aber leider kein Einzelfall ist. Auch auf der Homepage des Deutschen Fußballbundes ist Gewalt im Amateurfußball ein Thema.
Im "Lagebild Amateurfußball" heißt es, dass in der Saison 2018/2019 0,05 Prozent der Spiele wegen eines Gewaltvorfalles abgebrochen werden mussten. Das klingt sehr wenig aber bei 1,5 Millionen Spielen macht das 685 Spielabbrüche. Schiedsrichter vermerken in den Berichten aber auch die Zwischenfälle, die nicht direkt zu einem Abbruch geführt haben. Da kommen noch einmal fast 4.000 gewaltsame Zwischenfälle dazu. Ein Abebben des "Trends" ist in der aktuellen Saison noch nicht zu beobachten.
Schiedsrichter stehen im Zentrum "Hetzjagd auf Schiedsrichter" oder "Spielabbruch und Massenschlägerei im Amateurfußball" sind nur einige der Schlagzeilen, die einem am Montagmorgen nach einem Fußball-Wochenende in den Sportnachrichten auffallen müssen. Bei fast allen Vorfällen steht der Schiedsrichter im Zentrum der Ausschreitungen. Aus den Spielberichten der Saison 2018/2019 geht hervor, dass die Schiedsrichter 2.906 Mal angegriffen wurden. Die Kriminologin Dr. Thaya Vester von der Universität in Tübingen hat sich ausgiebig mit dem Gewaltphänomen im Amateurfußball und der zentralen Rolle der Schiedsrichter beschäftigt.
"Wir haben einen Schiedsrichter, wir haben 22 Spieler und die Zuschauer. Von denen wollen wir erst Mal noch gar nicht reden. Wenn man hochrechnet, mit was für einem Faktor die Schiedsrichter belastet sind, muss man sagen, dass Gewalt im Fußball zu einem überwiegenden Teil Gewalt gegen Schiedsrichter ist", erklärt sie. Egal ob in der Bundesliga, Champions League oder eben in der Kreisliga ist der Schiedsrichter in den meisten Fällen das berühmte "Zünglein an der Waage" und beeinflusst das Spiel oft mehr als jeder einzelne Spieler. "Da ist noch gar nicht so relevant, ob die Entscheidung jetzt richtig war oder falsch. Die ruft einfach Unmut hervor, weil man weiß, dass das jetzt die eine, endgültige Spielentscheidung sein kann. Das macht das Spiel so spannend und emotional, aber da gibt es auch ganz oft die negative Quittung", erklärt Dr. Vester die starke Emotionalität hinter der Position des Schiedsrichters.
Unrealistische Erwartungshaltung als Problem Ein weiterer Punkt ist die unrealistische Erwartungshaltung vieler Hobby-Kicker. Wenn jemand bei einem normalen Punktspiel der Kreisliga B einen Schiedsrichter auf Bundesliga-Niveau erwartet, wird der natürlich schnell frustriert sein. Diese Erwartungshaltung ist aber natürlich fernab von jeder Realität.
Eine Entwicklung, die Schiedsrichter mit Sorge zur Kenntnis nehmen werden . Kai Brockhoff engagiert sich im Arbeitskreis "Keine Gewalt gegen Schiedsrichter" in Krefeld. Die Quantität und die Qualität der Angriffe haben zugenommen. weiß auch Brockhoff : "Es ist keine Endzeitstimmung, aber bisher haben wir pures Glück gehabt, dass es noch keinen Toten zu verzeichnen gab." Angesichts der gefühlten Enthemmung auf den Fußballplätzen in Deutschland wünschen sich Kai und seine Kollegen vor allen Dingen eins - härtere Strafen: "Wir vertreten ganz klar die Meinung, dass derjenige der auf dem Spielfeld Gewalt ausübt das Recht verwirkt hat wieder am Spielbetrieb teilzunehmen und das am besten ein Leben lang."
Unterstützung für Schiedsrichter Der Krefelder Arbeitskreis hilft betroffenen Schiedsrichtern vor allen Dingen in der Nachbereitung gewalttätiger Zwischenfälle. Wie schreibe ich den Bericht korrekt, dass die Täter wirkungsvoll bestraft werden können? Wie kann ich auch zivilrechtliche Schritte einleiten? Auch bei den Sportgerichtsverhandlungen bietet der Krefelder Arbeitskreis Unterstützung: "Als Schiedsrichter ist man zwar immer als Zeuge geladen, aber allein auf weiter Flur. Der schuldige Verein hat in der Regel immer mehrere Person dabei, die bezeugen können, dass alles ganz anders war."
Für Prävention bleibt da kaum noch Zeit, sodass am Ende ein Ziel ganz oben auf der Liste steht: "Es geht darum den Schiedsrichter wieder an die Pfeife zu bekommen", stellt Brockhoff klar.
Für Mark ist dieses Ziel außer Reichweite. Der Weg "zurück an die Pfeife" ist für ihn keine Option mehr: "Ich komme an Fußballplätzen vorbei und spüre Lust zu pfeifen, aber sobald ich hinter dem Tor bin, merke ich, dass sich alles zusammenzieht, die Erinnerungen wieder da sind und einfach die Angst, pure Angst."
Wie Fußball auch in der Kreisliga ohne Schiedsrichter funktioniert, haben die Schiedsrichter- Demonstrationen vor drei Wochen in Berlin gezeigt: Ohne Schiedsrichter, kein Fußball.
Condor II und Falke verlassen geschlossen den Platz: "Das gelebte Fairplay von beiden Mannschaften wurde ad absurdum geführt!"
Es lief die 72. Spielminute, als es sowohl dem SC Condor II als auch dem HFC Falke zu bunt wurde. „Beide Mannschaften haben geschlossen entschieden, den Platz zu verlassen“, erklärte Falke-Coach Dirk Hellmann. Der Grund: „Eine indiskutable Entscheidung des Schiedsrichters.“ Doch das, was sich in jener Situation abspielte, war letzten Endes nur das, was das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Denn: „ Es war ein absolut faires Spiel. Hier und da wurde auch mal ein bisschen geschnackt, wie es im Fußball so üblich ist. Es war auch mal bissig in den Zweikämpfen – aber insgesamt absolut fair. Das kann man an zwei Szenen sehr gut verdeutlichen“, so Hellmann, der dann ins Detail ging...
Relativ zu Beginn des Testspiels am Berner Heerweg überstimmte der Unparteiische Hesam Mirzababaei seinen Assistenten bei einer Einwurf-Entscheidung. „Der Spieler von Condor hat aber zugegeben, dass er zuletzt am Ball war, woraufhin es Einwurf für uns gab. Eine sehr faire Aktion von Condor!“, lobte Hellmann den Kontrahenten. Kurz nach der Pause spielte sich eine ähnliche Szene ab – dieses Mal jedoch auf der anderen Seite: Falkes Falk Dethlefs wollte eine Flanke von der Grundlinie in die Mitte schlagen, rutschte dabei aber weg und beförderte die Kugel mit dem Standbein ins Toraus. Doch Referee Mirzababaei entschied auf Ecke für den HFC. „Das war ein ganz klarer Abstoß, das hat auch jeder gesehen – aber der Schiedsrichter hat sofort auf Ecke entschieden“, verriet Hellmann – und führte aus: „Einige Spieler von uns sind direkt hingerannt und haben gesagt, dass es Abstoß ist. Er hat aber darauf bestanden, dass es Ecke gibt.“ Benjamin Baarz schritt daraufhin zu jenem Eckball und schoss diesen ins Toraus. Die nächste Aktion, die das Fairplay untereinander unterstrich!
Baarz sieht Rot, Teams gehen vom Platz
Es folgte jene Szene, die schlussendlich für einen vorzeitigen Spielabbruch sorgte: Ein Foulspiel an Baarz wurde zunächst nicht geahndet, der Vorteil lief. Als der Ball ins Zentrum kam, Baarz diesem hinterher ging, aber einen Schritt zu spät kam und den Gegenspieler von der Seite auf der Fußspitze traf, entschied der Schiedsrichter nicht nur auf Freistoß, sondern zeigte dem „Falken“ den roten Karton! „Condor stand komplett perplex da, wir genauso! Ich dachte erst, er hätte die Kartenfarbe verwechselt“, konnte sich Hellmann die Entscheidung nicht erklären. Wegen Meckerns sah dann auch noch Marco Rohde die Ampelkarte. „Der Condor-Kapitän ist danach sogar noch hingegangen und hat auf den Schiedsrichter eingeredet, dass es keine Rote Karte war – auch der gefoulte Spieler“, so Hellmann. „Daraufhin haben sich beide Seiten besprochen und unter dem Gesichtspunkt, dass wir nicht wissen, ob der Schiedsrichter weiter so verfährt und wahllos mit Karten rumschmeißt, gehen wir geschlossen und gemeinsam vom Platz. Uns war das zu gefährlich, dass wahllos Rote Karten verteilt werden für nichts!“
"Das gelebte Fairplay von beiden Mannschaften wurde ad absurdum geführt"
Beide Teams seien im Umgang miteinander „sehr fair gewesen“, betonte Hellmann, „auch in Situationen, wo der Schiedsrichter mal daneben liegen kann“. Er selbst habe nochmal versucht, mit dem Unparteiischen zu sprechen. „Aber er war von der Stimmlage her sehr aggressiv – auch während des Spiels.“ Als sich Condors Teammanager Tim Krüger und HFC-Sportchef Christopher Dobirr im Anschluss an die Partie noch einmal mit dem Referee unterhielten, sorgte diese Konversation für Fassungslosigkeit: „Er hat beiden unisono gesagt, dass er nicht verstanden hat, wieso beide Teams ab der fünften Minute gegenseitig Entscheidungen, die er getroffen hat, angezweifelt haben. Er habe die Entscheidungen getroffen und es kann nicht sein, dass da die Spieler selber entscheiden würden, was passiert.“ Beide Parteien hätten ihm daraufhin entgegnet, „dass das gelebtes Fairplay ist“. Doch davon wollte Mirzababaei offenbar nichts wissen. „Das ist wirklich ein dickes Ding! Das gelebte Fairplay von beiden Mannschaften wird ad absurdum geführt, weil er Lust hat, Rote Karten zu geben, er alles entscheidet und keiner das in irgendeiner Art und Weise anzweifeln darf. Er hat sich massiv angegriffen gefühlt, wie er gesagt hat.“ Die anschließende Begründung für die Rote Karte würde fast in die Richtung gehen, dass er diese nur gegeben habe, weil Baarz die Ecke zuvor ins Aus gespielt habe.
"Ich habe so etwas noch nie erlebt"
„Ich habe schon viel im Fußball erlebt und bin auch jemand, der total verstehen kann, dass das Schiedsrichtersein im Fußball ein ganz schwerer Job ist. Aber beide Mannschaften haben es dem Schiedsrichter extrem leicht gemacht, indem sie Fehler, die er gemacht hat, korrigiert haben. Dass er das den Spielern negativ auslegt, da bin ich froh, dass beide Mannschaften entschieden haben, vom Platz zu gehen. Denn da weißt du nicht, was noch alles kommt“, erklärte Hellmann. „Ich bin völlig perplex, wie ein Mensch, der Spielleiter eines Fußballspiels ist und mit den beiden Mannschaften zusammen ein Spiel führen und mit ihnen zusammen agieren soll, das nicht im Entferntesten getan hat! Ich habe so etwas noch nie erlebt, dass Mannschaften am Ende vorgeworfen wird, dass sie Fairplay haben walten lassen.“ Deshalb, so Hellmann, hofft er „inständig, dass der Hamburger Fußball-Verband tätig wird, indem er ganz klar auch mal eine Entscheidung für diese beiden Mannschaften fällt“, sollte es denn zu einer Verhandlung kommen. „Man kann immer unterschiedlicher Auffassungen sein, was gewisse Regelauslegungen betrifft. Aber das war in keinster Weise irgendeine Auslegungssache. Das so in der Art und Weise durchzuziehen, ist brutal. Denn da wird jetzt ein Spieler gesperrt, weil ein Schiedsrichter nicht damit klargekommen ist, dass zwei Mannschaften untereinander dieses Spiel auf einem sehr fairen Niveau durchgezogen haben.“ Dass es zu jenem Zeitpunkt des Abbruchs 4:1 für den Nord-Bezirksligisten stand – Timo Riemer, Marco Rohde, Falk Dethlefs und Finn Fabian Hanke erzielten die Treffer, während Hendriks Modderkolk den zwischenzeitlichen Ausgleich besorgte – geriet dabei völlig in den Hintergrund...
Acht Non-Professional-Klubs quer durch Europa planen ein spannendes Fußballprojekt für Amateurvereine - die FENIX-Trophy. Mit dabei ist mit dem HFC Falke aus Hamburg auch ein deutscher Klub.
"Back to the roots", so könnte man dieses wohl einzigartige Projekt knapp beschreiben. Initiiert vom Mailänder Klub Brera Calcio soll noch dieses Jahr die erste Auflage der FENIX-Trophy starten. Gemeinsam mit seinen sieben europäischen Mitstreitern, darunter auch der HFC Falke aus Hamburg, will der italienische Amateurklub wie Phönix aus der Asche den Fußball wiederbeleben. Werte wie sportliches Verhalten, Verbundenheit mit der lokalen Gesellschaft, Nachhaltigkeit, Nutzung von Technologien und Freundschaft zwischen den Vereinen sollen im Vordergrund stehen. Die Auswahl der Vereine ist dabei nicht willkürlich getroffen. Alle haben eines gemeinsam, sie lehnen die heutige Kommerzialisierung, das steigende Profitstreben und die Korruption im Fußball ab.
Bei den Hamburgern war es beispielsweise 2014 die Umwandlung der Profifußball-Abteilung des HSV in eine Aktiengesellschaft, die bei vielen Anhängern für Empörung sorgte. Aus Protest wurde der HFC Falke ins Leben gerufen. Dieser Verein, schreiben die Falken auf ihrer Homepage, "soll mitgliedergeführt sein und immer bleiben. Alle Veränderungen sollen demokratisch von den Mitgliedern entschieden werden. Es soll keine Investoren geben, von denen man sich abhängig macht. Der Verein soll eine Heimat bieten für alle Entwurzelten, egal von welchem Verein sie kommen. Aus Ohnmacht soll wieder handlungsfähiges Gestalten werden."
Der Startschuss der FENIX-Trophy fällt im September. Bis Mai 2022 soll der Wettbewerb laufen, sofern höhere Gewalt - sprich die Corona-Pandemie - nicht dazwischenfunkt. Der Modus sieht zwei Gruppen á vier Mannschaften vor, die in Hin- und Rückspiel aufeinandertreffen. Im Mai geht es für alle beteiligten Amateurklubs dann nach Rimini zum Finalturnier, bei dem die Platzierungen ermittelt werden.
Der HFC Falke trifft in Gruppe A auf ASD Lodigiani Calcio (Italien), Prague Raptors (Tschechien) sowie CD Cuenca (Spanien). In Gruppe B spielen Brera FC (Italien), FC United of Manchester (England), AFC DWS (Niederlande) und AKS Zly (Polen).
Bis zur sechsten Liga: Saarland schafft die Gelb-Rote Karte ab
Die Zeitstrafe scheint im Amateurfußball allmählich wieder in Mode zu kommen. Nach Bayern hat nun auch das Saarland in Gestalt des Saarländischen Fußballverbands (SFV) entschieden, anstatt Gelb-Rot auf eine Zeitstrafe zu setzen.
Ab sofort, konkret ab 1. Juli, ist die Gelb-Rote Karte im Amateurfußball des Saarlands Geschichte. Wie der Saarländische Fußballverband (SFV) verkündete, wird bis zur sechstklassigen Saarland-Liga die Gelb-Rote Karte durch eine zehnminütige Zeitstrafe ersetzt. Jüngst ging schon Bayern diesen Schritt.
Ich sehe da tatsächlich eine Schwierigkeit darin, dass das dazu nötigen könnte, dass Teams die für eine Zeit in Unterzahl sind, unsportliches Zeitspiel betreiben könnten. Damit meine ich nicht, dass die taktische Einstellung angepasst wird, das ist klar, eher, dass man dann mal liegen bleibt und all der Kram. Hat das jemand in Bayern schon beobachten können?
Spielen mit Verantwortung - Responsible Gaming
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